Heinz Schumacher Ein Jongleur mit 60-Stunden-Woche

Remscheid · Ende Januar geht Hans Heinz Schumacher, Rektor des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums, in den Ruhestand. Er würde den Beruf des Lehrers immer wieder ergreifen und auch das Amt eines Rektors übernehmen, sagt der 63-Jährige.

 $ Der 63-Jährige hat gelernt, dass der Erfolg des Einzelnen auf die Gemeinschaft ausstrahlt.

$ Der 63-Jährige hat gelernt, dass der Erfolg des Einzelnen auf die Gemeinschaft ausstrahlt.

Foto: Moll (Archiv)

Eine Ära am Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium geht zu Ende. Rektor Hans Heinz Schumacher wechselt am 31. Januar mit 63 Jahren in den Ruhestand. Zwölf Jahre leitete der studierte Mathematiker und Sozialwissenschaftler aus Wuppertal die Geschicke des altehrwürdigen Gymnasiums an der Elberfelderstraße. Er überführte die Schule von G9 auf G8, ohne dass die Leistungsfähigkeit der Schüler darunter groß gelitten hat.

In den vergangenen vier Jahren lagen die Zensuren der EMA-Abiturienten über dem Durchschnitt von Nordrhein-Westfalen. Das verdient besondere Beachtung, weil Kinder mit Migrationshintergrund in der Innenstadt im Vergleich zu anderen Einzugsgebiet und Städten stark vertreten sind. Aber Herkunft spielt für Schumacher keine Rolle. "Wer die Fähigkeiten und den Willen hat, Leistung zu bringen, der bekommt bei uns alle Unterstützung", sagt Schumacher. Dafür hat die Schule ein breites pädagogisches Arsenal an individueller Förderung aufgebaut. Schumacher ist in den Erfolg seiner Schüler verliebt. Als überzeugter Gymnasiallehrer sollen die Besten eines Jahrgangs die Chancen erhalten, sich ihren Fähigkeiten entsprechend zu entwickeln. Er habe nichts gegen die Angebote einer Gesamtschule, aber auf einem Gymnasium herrsche ein anderer Geist.

Ohne sein Kollegium hätte Schumacher nichts erreicht. Und umgekehrt. Er versteht sich als Teamplayer, und er spricht mit Stolz von seinen Lehrern und von seinen Schülern. An seiner Schule gebe es kaum einen Kollegen, der nicht freiwillige zusätzliche Aufgaben übernehme, damit die Schüler die EMA als einen inspirierenden Lernort empfinden. Und nicht nur als einen Lernort. "Die Schule soll für die Schüler Heimat sein", sagt er. Den Heimatbegriff verbindet er mit Werten. Respekt, Chancengleichheit und Wertschätzung sollen an der Schule gelebt werden. Jeden Tag, in jeder Schulstunde, in jeder Pause. "Wenn uns das in der Schule gelingt, dann müssen wir keine Sorge haben, dass diese Generation diese Werte auch als Erwachsene lebt", sagt Schumacher.

 # Triathlet Schumacher 2013 beim Zieleinlauf der ITU-WM in London.

# Triathlet Schumacher 2013 beim Zieleinlauf der ITU-WM in London.

Foto: Schumacher

Er würde den Beruf des Lehrers immer wieder ergreifen und auch das Amt eines Rektors übernehmen. Zu frustrierten Lehrergeneration zählt er nicht. "Ich habe nach wie vor Freude daran, wenn ich merke, dass die Schüler etwas gelernt haben, das gut für sie war", sagt Schumacher. Auch als Rektor hat er bis zum Schluss Unterricht in Mathematik und Sozialwissenschaften gegeben.

Um beste Lehr- und Lernbedingungen zu haben, braucht es täglich eine große Kraftanstrengung. Schumacher vergleicht sich mit einem Jongleur, der viele Bälle in der Luft halten muss, damit das Schulleben nicht blockiert wird und zusammenbricht. Dafür sind 60 Stunden in der Woche an Arbeitsstunden notwendig, sagt er. Im vorigen Jahr brach sich Schumacher bei einem Sturz vom Fahrrad die Hand. Er konnte weder tippen noch Autofahren. Es gab keinen Tag, an dem er deswegen gefehlt oder weniger gearbeitet hätte.

 Hans Heinz Schumacher ist ein Teamplayer, der mit Stolz von seinen Lehrern und seinen Schülern spricht.

Hans Heinz Schumacher ist ein Teamplayer, der mit Stolz von seinen Lehrern und seinen Schülern spricht.

Foto: Peter Meuter

Unter Schumacher hat der Sport am Gymnasium einen anderen Stellenwert erhalten. Die Sportklassen erzielen beste Platzierungen. Zwei Drittel aller Titel bei den Stadtmeisterschaften holen die EMA-Schüler. Manche Schwimmer holen Titel bei der Deutschen Meisterschaft. Schumacher bedauert, dass der EMA verweigert wurde, eine Sportschule zu werden.

Völlig unverständlich bleibt für ihn, dass die Stadt keine Dreifachsporthalle auf dem Nachbargrundstück für die Schule baut. "Die Vereine hängen vom Sportunterricht der Schulen ab. Wenn der nicht gut ist, geht keiner in einen Verein", sagt der Rektor. Vom Sportbund und der Stadt hätte er sich daher mehr Unterstützung für seine Pläne erwartet. Beim Sport lernt jeder Tugenden, die er auch in anderen Fächern einsetzen kann: Disziplin, Planung und Ausdauer.

Von den Amerikanern hat Schumacher gelernt, dass der Erfolg des Einzelnen auf die Gemeinschaft ausstrahlt, dass Lernen Spaß machen soll. Nicht jeden Tag. Wer aber keine Lust habe, sich neue Stoffe und Fähigkeiten anzueignen, der quäle sich durchs Gymnasium. Dazu sei die Schule aber nicht da.

Quälen wird sich Schumacher nach seiner Pensionierung auf dem Fahrrad, beim Laufen und beim Schwimmen. Er hat sich als Triathlet für eine Europameisterschaft und vier Weltmeisterschaften in seiner Altersklasse in diesem Jahr gemeldet. Doch die Stunden der Wahrheit schlagen erst im nächsten Jahr. Dann rechnet er sich Chancen aus, ein Rennen in seiner Altersklasse zu gewinnen, um sein großes Ziel zu erreichen: Einmal beim Ironman-Lauf auf Hawaii starten. Es gibt bestimmt viele Menschen am EMA-Gymnasium, die ihrem Rektor im Ruhestand dafür die Daumen drücken.

(RP)
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