Remscheid Ein Kammgarner Jung' seit 100 Jahren

Remscheid · Emil Schahl wurde am 24. April in der Lenneper Siedlung geboren und blieb ihr treu. Heute wird groß gefeiert.

 Der Lenneper Emil Schahl wird heute 100 Jahre alt. Seine Tochter Christel Hinz (rechts), Enkel und Urenkel feiern mit ihm.

Der Lenneper Emil Schahl wird heute 100 Jahre alt. Seine Tochter Christel Hinz (rechts), Enkel und Urenkel feiern mit ihm.

Foto: Nico Hertgen

Heute feiert Emil Schahl seinen 100. Geburtstag. Mit strahlenden Augen sitzt der betagte Senior in seinem Sessel im eigenen Haus in der Lenneper Kammgarn Siedlung. Trotz der Gebrechen, die ihn gerade in den letzten Jahren begleiteten, hat er weder Lebensfreude noch Humor verloren. "Unkraut vergeht nicht", sagt der Jubilar und der Schalk sitzt ihm dabei im Nacken.

Als "Kammgarner Jung" hat er im Quartier, wo er am 24. April 1915 mitten im Ersten Weltkrieg geboren wurde, Zeit seines Lebens gewohnt. 51 Jahre war er als Schlosser bei der Firma Wülfing tätig. "Ich wollte schon aufhören, aber dann hat man mich überredet, noch ein Jahr zu bleiben", erinnert sich Emil Schahl lächelnd. Eine Fotografie, die über seinem Bett hängt, zeigt ihn mit Firmenchef Wilhelm Hardt. Der Unternehmer und sein treuer Mitarbeiter seien tief verbunden gewesen.

"Herr Hardt hat sich um seine Leute gekümmert. Das gibt es heute so nicht mehr", sagt Christel Hinz, die ihren Vater mit Herz und Verstand pflegt. Als eine von 14 Geschwistern kümmert sich die gelernte Altenpflegerin Tag und Nacht darum, dass es dem alten Herrn gut geht. "Das ist uns unser Vater wert. Denn er war auch stets für uns da", betont die Lenneperin.

Obwohl er 1945 als Soldat zum Ende des Zweiten Weltkriegs in Frankreich ein Bein verlor, ging er stets seiner Arbeit nach und sorgte dafür, dass es seiner Familie an nichts mangelte. Im eigenen Garten wurden Obst und Gemüse angebaut, er organisierte Fleisch und der Tisch war immer gut gedeckt. "Das war in den 1950er Jahren nicht leicht", sagt seine Tochter. Dass eines der Kinder mal ohne Frühstück aus dem Haus gegangen sei, wie man es heute immer wieder höre, sei undenkbar gewesen. Alle seine Söhne und Töchter seien fleißig und aus allen sei etwas Ordentliches geworden. Das macht Emil Schahl bis heute stolz. Einen Sohn und eine Tochter hat er überlebt. "Darunter hat er sehr gelitten", erinnert sich Christel Hinz. So haben sie und ihr Mann sich bemüht, dem Vater viel Ablenkung zu verschaffen. Fast täglich unternehmen sie Ausflüge. Mal nach Lennep in die Altstadt, mal in die umliegende Region etwa zum gemeinsamen Kaffeetrinken. Auch wenn es die Firma Wülfing - deren Aufbau, ihren Konkurs und ihren Abriss Emil Schahl miterlebte - als Mittelpunkt der Siedlung heute nicht mehr gibt, sei die Nachbarschaft unvergleichlich. "Hier war immer ein guter Zusammenhalt", betonen Vater und Tochter. So haben sich auch die Nachbarn für den heutigen Ehrentag eine Überraschung ausgedacht. Die Familie hat die Haustür umkränzt und mit einer großen "100" versehen. Gefeiert wird mit Kindern, den elf Enkeln und mittlerweile sechs Urenkelkindern im Neuen Lindenhof auf dem Honsberg. Genau, wie er die beinahe täglichen Ausfahrten genießt, freut sich Emil Schahl auf seinen besonderen Geburtstag, wenn ihn seine ganze große Familie hoch leben lässt.

(bona)
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