Remscheid Ein Stückchen Heimat genießen

Remscheid · Über 500 Spanier aus dem Bergischen Land feierten ihr Dreikönigsfest im Vaßbendersaal.

 Flamenco und Hip-Hop - fleißig geprobt haben diese Tänzerinnen für ihren großen Auftritt zum Dreikönigsfest.

Flamenco und Hip-Hop - fleißig geprobt haben diese Tänzerinnen für ihren großen Auftritt zum Dreikönigsfest.

Foto: Jürgen Moll

Das lange Warten hatte bald ein Ende, als nach fast drei Stunden das Bühnenprogramm mit viel Musik und Tanz beendet war und die Moderatorin des Abends lächelnd verkündete: "Ich glaube, sie sind da. Die drei heiligen Könige sind endlich angekommen." Im Gepäck - das wussten die Kinder - hatten sie Geschenke. Neugierig suchten die Kleinen mit ihren Augen den Saal nach den drei Weisen ab.

"Stellt euch schon mal geordnet vor die Bühne auf, die jüngsten nach vorne." Dann erklang laute Musik und aus dem hinteren Teil schritten die drei adelige Herren in wallenden Gewändern durch den Saal. Einigen Kleinen, welche die Könige wohl zum ersten Mal sahen, klappte die Kinnlade herunter. Verdutzt schauten sie hinauf zu den großen Männern. Diese winkten den Kindern zu und schüttelten ihnen die Hand. Beim Anblick ihres perplexen Nachwuchses, lachten einige Eltern vergnügt.

In Spanien - so ist es Brauch - bringen die drei heiligen Könige den Kindern die Geschenke zur Weihnachtszeit, wie sie einst schon das Jesuskind mit Gold, Myrre und Weihrauch beschenkten.

Seit über vier Jahrzehnten lebt diese liebgewonnene Tradition auch in Remscheid weiter. Damals von den ersten spanischen Gastarbeitern für ihre Kinder organisiert, hat sich das Traditionsfest mittlerweile zum beliebten Treffpunkt entwickelt. Kinder spanischer Eltern oder Großeltern erhalten ihre Weihnachtsgeschenke mittlerweile auch - wie hier üblich - zu Heiligabend. Das Dreikönigsfest ist für sie aber dennoch etwas Besonderes: "Am meisten Spaß macht mir der Auftritt. Auf der Bühne mal zeigen zu zeigen, was wir alles können und wofür wir so lange trainiert haben", sagt die zwölfjährige Noemi. Mit Freundin Luna (12) tanzt sie sowohl Hip-Hop als auch Flamenco, kombiniert beide Stilrichtungen sogar miteinander. Lampenfieber habe sie nicht: "Aufgeregt ist man schon, aber peinlich ist mir das nicht, vor so vielen Menschen aufzutreten." Die beiden elfjährigen Yasel und Elena tanzen Hip-Hop und freuten sich schon lange auf das Fest. "Wir feiern Weihnachten ganz normal, wegen den Geschenken sind wir nicht hier. Die Auftritte machen uns mehr Spaß."

Für den 18-jährigen Alejandro Moreno-María ist das Fest dagegen ein Stück Heimat. Vor vier Jahren zog er mit seiner Familie von Spanien nach Remscheid und hat sich mittlerweile gut eingelebt, beherrscht die Sprache, macht hier eine Ausbildung. "Ich finde es einfach schön, wenn solche Traditionen aufrechterhalten werden, auch wenn man sich sonst hier integriert hat."

Auch er beschenkt sich mit seiner Familie mittlerweile zu Heiligabend statt zum Dreikönigsfest, geht gerne auf Weihnachtsmärkte und trinkt mit Freunden den ein oder anderen Glühwein. "Doch dieses Fest bietet uns auch die Möglichkeit, fernab des Geburtslandes ein Stückchen Heimat zu genießen, auch mit Spanier aus anderen Städten des Bergischen."

(RP)
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