Remscheid Eine Sternstunde des Jazz

Remscheid · Beim Gitarrenfestival in der Akademie der Kulturellen Bildung bot die Band "Forsonics" ein magisches Konzerterlebnis.

 Chris Fischer verhauchte Trompete klingt stets warm und ausgeglichen - mit seinem Bandkollegen bot er feinsten Jazz.

Chris Fischer verhauchte Trompete klingt stets warm und ausgeglichen - mit seinem Bandkollegen bot er feinsten Jazz.

Foto: jürgen Moll

Gibt es eigentlich postmodernen Jazz? Keine Angst, da soll keine neue Genre-Schublade aufgemacht werden. Postmoderner Jazz - wenn überhaupt, dann ist das Jazz, für den ein Merkmal gilt: Es gibt keines. Aber es ist dennoch mehr, als lediglich stilvoll den fließenden Zeitgeist "jazzig" widerzuspiegeln. Postmoderner Jazz kann alles sein, muss aber nicht. Wie im Weltmeer vereinigen sich hier alle Kräfte und Strömungen, die es gibt. Und die Musiker schöpfen daraus ein Wasserglas und lassen ihre Musik im Glitzern der Sonne funkeln.

Genau so war's am Jazzabend des diesjährigen Bergischen Gitarrenfestivals in der Akademie der Kulturellen Bildung (so heißt die Einrichtung in Küppelstein jetzt, das frühere "Remscheid" in der Bezeichnung ist gestrichen.) Die Band "Forsonics" lieferte mit auf das Wesentliche reduzierten Melodien und einer glasklaren Ausdruckskraft große musikalischer Ästhetik, ohne auf Energie und intellektuellem Anspruch zu verzichten. Einfach grandios.

Chris Fischer (Trompete, Flügelhorn), Carsten Stüwe (Orgel, Keyboards), Bert Fastenrath (Gitarre) und Andy Gillmann (Schlagzeug) boten ein magisches Konzerterlebnis. Ihre beinahe sanft zu nennende Tonkunst schöpfte aus dem Vollen des musikalischen Weltmeeres. Die Gelassenheit der Musiker, ihr gemeinsamer Geist des zu erzeugenden Klangs, der gleitenden Wechsel von Struktur zu Improvisation und der faszinierenden Sound fügten sich zu einem harmonischem Ganzen, das jeden aufmerksamen Zuhörer in seinen Bann schlagen musste. Fischers verhauchte Trompete klingt stets warm und ausgeglichen, auch wenn sie mit überraschenden Klangfarben mal ausbricht.

Fastenrath erweist sich als der Meister der variantenreichen, kreativen Akkorde. Sie geben dem Klang der Band die Fülle, die einen Extrabass nicht vermissen lässt. Den spielt Stüwe mit der linken Hand quasi "nebenbei", während seine Rechte die Tasten mit Spannung plätschern lässt, bis zuweilen der Griff in die Tiefen der Orgel glühend dazwischen faucht.

Und dann Gillmann. Für ihn scheinen die Jazzbesen erfunden worden zu sein. Mit Zärtlichkeit streichelt er Trommel und Becken. Derart klingen "Forsonics" zuweilen so weich und wohlig, gar verletzlich, dass die Musik zum Weltenabenteuer wird, dem die Besucher gerne folgen. Und wenn's dann doch mal ein wenig vehementer wird, ist das nur der Gipfel, um von dort wieder in ruhige Gewässer zu gleiten.

Kein Wunder, dass die Besucher stürmisch zwei Zugaben einforderten. Sie erlebten eine Sternstunde des Jazz. Und das hier in der Akademie in Remscheid.

(begei)
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