Remscheid Eine Straße, die keinem gehört

Remscheid · Durch Zufall stellte sich heraus, dass ein Teilstück der Gerdastraße in der Kammgarnsiedlung herrenlos ist.

 Die Gerdastraße liegt in der Kammgarnsiedlung am Rande Lenneps. Was bisher nicht bekannt war, ist, dass ein Teilstück des Sträßchens niemanden gehört - und niemand will es besitzen.

Die Gerdastraße liegt in der Kammgarnsiedlung am Rande Lenneps. Was bisher nicht bekannt war, ist, dass ein Teilstück des Sträßchens niemanden gehört - und niemand will es besitzen.

Foto: Moll

Nicht in der Wildnis, nicht in der Wüste, nicht auf dem Mond, sondern mitten in Lennep gibt es einige Quadratmeter der Erdoberfläche, die niemanden gehören. Besser noch, die auch niemand besitzen möchte - trotz eher steigender Grundstückspreise. Dieses Kuriosum kam eigentlich nur per Zufall ans Licht der Öffentlichkeit. Und es sieht nicht danach aus, dass das Flurstück 176, rund 5700 Quadratmeter der Gerdastraße in der sogenannten Kammgarnsiedlung, künftig einen Eigentümer finden wird.

Als vor kurzem ein Ast von einem Baum abbrach, auf das Areal fiel, wurde ein Verantwortlicher gesucht, der für die Beseitigung finanziell aufkommen würde. Auch Lenneps neuer Bezirksbürgermeister Markus Kötter schaute sich das kleine Dilemma an, es war sein erster Ortstermin im neuen Amt. "Fällt ein Baum auf die Fahrbahn oder ein Ast, ist der Straßenbaulastträger zuständig", erklärt Frank Schulz, Sachgebietsleiter im Liegenschaftsamt der Stadt. Die meisten Straßen in Remscheid gehören der Stadt, einige sind in Privatbesitz. Doch der Blick ins Grundbuch offenbarte über diese Straße: Es ist kein Eigentümer eingetragen. Flurstück 176 ist Niemandsland.

Es gibt also niemanden, der zur Reparatur gezwungen oder Kasse gebeten werden kann, wenn tiefe Schlaglöcher einen Achsenbruch am Auto verursachen oder Fußgänger über hohe Kanten stolpern? Deutsches Recht regelt alles - wie Schulz aufklärt, ist in solchen Fällen das Finanzministerium Düsseldorf zuständig. Das Ordnungsamt leistet Amtshilfe, wenn es um akute Gefahrenabwehr geht - sprich: es würde den Schaden beseitigen lassen. Ansonsten habe die Stadt keinen Anlass, tätig zu werden.

Herrenlos wurde das Grundstück, als die Lenneper Traditionsfirma Wülfing pleite ging und "2007 im Insolvenzverfahren alles verkauft wurde, Gebäude, Bauland, der Garagenhof - nur diese Parzelle der Gerdastraße nicht", berichtet Schulz. Es habe auch keine Entscheidung gegeben, ob die Stadt sie übernehmen würde. "Mit gutem Grund", wie Gerald Hein, Leiter des Amtes für Straßen und Brückenbau, sagt. Man habe man damals abgewunken. "Die Straße ist marode, sie müsste von Grund auf neu aufgebaut werden." Die Kosten dafür wären erheblich, außerdem wäre die Stadt dann auch für die laufende Unterhaltung zuständig gewesen.

Doch die finanziellen Mittel der Stadt Remscheid für Straßenunterhaltung sind äußerst knapp bemessen. Viele Straßen müssten grundlegend saniert werden, der Etat reicht oftmals nur für Flickschusterei und oberflächliche Reparaturen.

So wird Flurstück 176 auf Remscheids Stadtplan offenbar weiterhin ein weißer Fleck bleiben. Frank Schulz und Gerald Hein schätzen, dass es eine Ausnahme ist.

(RP)
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