Remscheid Entspannter Umgang mit der Religion

Remscheid · Konrad Beikircher bringt mit seinem Luther-Programm "500 Jahre falscher Glaube" sehr viel Humor in den an sich ernsten Themenkomplex rund um Glaube und Religion. Damit begeistert er in der voll besetzten Klosterkirche.

 In seinem rund zweistündigen Programm zeigte Konrad Beikircher auf, wie viel Spaß Religion machen kann.

In seinem rund zweistündigen Programm zeigte Konrad Beikircher auf, wie viel Spaß Religion machen kann.

Foto: Jürgen Moll

"Der Protestant feiert natürlich seine 500 Jahre Reformation. Aber wie... !" Dieser Satz fasst die Herangehensweise des Katholiken Konrad Beikircher ans evangelische Jubeljahr in seinem aktuellen und wunderbar pointierten Programm "500 Jahre falscher Glaube" perfekt zusammen. Die Klosterkirche in Lennep ist bestens besucht, als der "Kölner vom normalen Glauben" locker-flockig aus der Hüfte "schwadet" und zum Schluss kommt: "Wenn's ans Feiern geht, dann holen sich die Protestanten uns vom normalen Glauben."

Überhaupt habe man im "normalen Glauben" ohnehin schon einmal viel größere Zeiträume anzubieten, die man feiern könnte: "5000 Jahre Teilung des Roten Meers, 2000 Jahre Mariä Himmelfahrt", nennt der ehemalige Gefängnispsychologe nur einige. Beikircher war gut drauf, keilte schmunzelnd gegen das protestantische Hückeswagen oder bedauerte die anwesenden Remscheider Rotarier "auf den oberen Rängen", dass sie mit Wuppertal fusioniert hätten.

Wenn aber nun die vom "normalen Glauben" so ein kleines Jubiläum feiern wollen würden - ganz wichtig ist da der Konjunktiv -, würden sie das auch richtig machen. "Wir würden zunächst nach einer gescheiten Location suchen - Kölner Dom, Petersplatz, Lourdes...", sagt Beikircher. Protestanten hätten hingegen nur einen ICE "Martin Luther" hinbekommen - "mit Margot Käsmann drin. Denn die fährt seit damals ja nur noch mit der Bahn." Um die Gelder für diese Feierei in finanzschwachen Zeiten zu bekommen, könnte man ja vielleicht eine Art Ablass-Sonderausgabe lancieren, meint der im katholisch-lilafarbenen Büßer-Sakko bekleidete Beikircher, während er sardonisch-kölschnernd gleich auch noch das Fegefeuer in den lutherisch-katholischen Multikosmos hineinkärchert.

Man wünscht sich, selbst wenn man nicht ursprünglich dem Rheinland entstammt, dass der Himmel ein wenig "op Kölsch" regiert wird. Zu herrlich etwa, wie Beikircher den Dialog mit Petrus - oder "äm Pitter" - an der Himmelspforte schildert und mit ihm verhandelt, wie lange er denn nun im Fegefeuer abzusitzen hat. Dann meldet sich auch gleich noch Jesus himself zu Wort: "Wundern Sie sich nicht. Don Camillo ist nicht der Einzige, zu dem er spricht", meint Beikircher dazu nur lakonisch. Das ist auch nicht despektierlich oder respektlos - das ist genau dieser bauernschlaue Umgang eines Katholiken mit der eigenen Religion, wie ihn auch der besagte italienische Priester in den Filmkomödien an den Tag gelegt hat. Pragmatismus trifft Religion.

Diese herrlich entspannte Art und Weise mit dem Glauben, der Religion, praktisch Gott und der Welt umzugehen, ist heutzutage so unglaublich erfrischend. Aber sie ist auch wichtig, gesellschaftlich und politisch. Denn Beikirchers vielumjubelter Auftritt in der Klosterkirche zeigt eines: Mit nur einem kleinen Häppchen Toleranz, gemischt mit viel Selbstironie, kann Religion unglaublich viel Spaß machen.

(RP)
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