Remscheid "Es ist ein Wunder, dass ich hier sitze"

Remscheid · Janine Nowicki sitzt seit einem Unfall vor sieben Jahren im Rollstuhl. Sie unterstützt den Kampf der Polizei gegen Raser.

 Die frühere EMA-Schülerin Janine Nowicki beim Gruppenfoto im Polizeipräsidium Wuppertal. An der Aktion der Polizei gegen Raser beteiligt sich auch der Koordinator der Remscheider Notfallseelsorge, Uli Geiler (rechts).

Die frühere EMA-Schülerin Janine Nowicki beim Gruppenfoto im Polizeipräsidium Wuppertal. An der Aktion der Polizei gegen Raser beteiligt sich auch der Koordinator der Remscheider Notfallseelsorge, Uli Geiler (rechts).

Foto: Jürgen Moll

Dass Janine Nowicki von ihrem Unfall berichten kann, ist alles anderes als selbstverständlich. "Eigentlich ist es ein Wunder, dass ich hier sitze", sagt die 24-Jährige bei der Pressekonferenz im Polizeipräsidium Wuppertal. Seit einem Unfall vor bald sieben Jahren sitzt die junge Frau im Rollstuhl, zudem ist sie aufgrund der erlittenen Kopfverletzungen schwer sehbehindert. Dennoch weiß die aus Remscheid stammende Studentin, dass sie viel Glück gehabt hatte: "Ich habe nicht mehr viele Schutzengel übrig!"

Der schwere Unfall ereignete sich im Juni 2009. Die damals 17-jährige Janine wollte mit Freunden in Wuppertal feiern. Ein Bekannter bot ihr an, sie auf dem Motorrad mitzunehmen. In Wuppertal-Elberfeld kam es dann aufgrund zu hoher Geschwindigkeit zu dem Crash: Der 18-jährige touchierte mit der Maschine den Bordstein und rutschte vom Krad. Janine Nowicki prallte gegen eine Hauswand, die Maschine fiel auf sie.

Nur um Haaresbreite überlebte die junge Frau, die seitdem querschnittsgelähmt und auf die Hilfe eines Assistenten angewiesen ist. Fast ein ganzes Jahr musste sie in Krankenhäusern verbringen, bevor sie wieder halbwegs am Alltag teilnehmen konnte. Um von ihren Erfahrungen zu berichten und andere Menschen vor solchen Schicksalsschlägen zu bewahren, beteiligt sich die 24-Jährige auch beim Projekt "Crash-Kurs NRW", mit dem junge Verkehrsteilnehmer über die Konsequenzen des Rasens aufgeklärt werden.

Zudem ist Nowicki quasi eine "Kronzeugin" für das neue Konzept des Blitz-Marathons, der am 21. April wieder landesweit stattfindet. Bei der Überprüfung der Autofahrer setzt die Polizei im Bergischen Städtedreieck verstärkt auf die emotionale Ansprache. An drei Standorten der Bergischen Großstädte sollen Polizisten Verkehrsteilnehmer, die zu schnell unterwegs waren, deutlich machen, welche fatalen und tödlichen Folgen dieses Verhalten haben kann. "Im Mittelpunkt des Blitz-Marathons stehen diesmal die Opfer und deren Angehörige", sagt der Leiter der Direktion Verkehr beim Polizeipräsidium Wuppertal, Stefan Kronenberg.

Der Blitz-Marathon findet von 6 bis 22 Uhr statt, die Zahl der Kontrollstellen wird im Vergleich zu den früheren Durchgängen deutlich reduziert. In Remscheid will die Polizei die Verkehrssünder auf der Solinger Straße direkt ansprechen. Eine "flächendeckende Verkehrsüberwachung" sei nicht vorgesehen, betont Kronenberg. Der Wach- und Wechseldienst der Polizei werde nicht dazu herangezogen, zudem konnten die Bürger diesmal vorab keine Orte für die Kontrollen vorschlagen. An welchen weiteren Stellen die Geschwindigkeit gemessen wird, gibt die Polizei vermutlich Anfang kommender Woche bekannt. Über die Arbeit eines Notfallseelsorgers kann der evangelische Pfarrer Ulrich Geiler aus Remscheid berichten. Schwere Unfälle könnten das Leben der Betroffenen komplett "durcheinander schmeißen". Auch für ihn als Helfer sei der Umgang mit den Unfallbeteiligten und den Angehörigen eine schwere Aufgabe. "Das haken Sie nicht einfach ab, wenn Sie abends ins Bett gehen."

(RP)
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