Remscheid Fahrräder und Schuhe für Flüchtlinge

Remscheid · Rund 200 Fahrräder wurden in Remscheid abgegeben. In von Ehrenamtlern betreuten Werkstätten sollen Neuankömmlinge sie nun für sich selbst flott machen. Der Orthopädiespezialist EsCo spendet 200 Paar Schuhe.

Diese Menschen helfen Flüchtlingen
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Foto: Tinter, privat (6), Dackweile, Kaiser, evers, Miserius, Blazy (2), Strücken, Malz, Knappe

In eine Sporttasche, in einen Rucksack und allenfalls in einen Koffer passte das Hab und Gut der vor knapp drei Wochen in Remscheid gestrandeten Flüchtlinge. Viele von ihnen, so hatte Andrea Weihermann, Geschäftsleiterin Vertrieb und Marketing beim Lüttringhauser Orthopädiespezialisten EsCo, erfahren, waren mit Sandalen oder gar Flip Flops in die gemeinhin von durchwachsenem Wetter geprägte Werkzeugstadt gekommen.

Ihre Idee, den Menschen 200 Paar Schuhe zu schenken, die im Lager als Auslaufmodelle geführt werden, kam beim geschäftsführenden Gesellschafter Dietmar Eschweiler sofort an. So holte der Betreuungsverein BAF gestern Morgen die nach Größen sortierten Erwachsenen- und Kinderschuhe am Firmensitz in der Herbringhauser Straße ab.

 Rund 200 Räder warten auf Fahrer: Hanno Graf (Caritas) Pfarrer Ronny John, Pfarrer Jürgen Behr, Ralf Gassen und Iris Meiser (Katholische Jugendagentur) freuen sich über die große Spendenbereitschaft,

Rund 200 Räder warten auf Fahrer: Hanno Graf (Caritas) Pfarrer Ronny John, Pfarrer Jürgen Behr, Ralf Gassen und Iris Meiser (Katholische Jugendagentur) freuen sich über die große Spendenbereitschaft,

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Es handelt sich dabei um hochwertige Schuhe, die für EsCo produziert werden. "Sie sind etwas breiter als ein Konfektionsschuh, damit sie mit Einlagen ausgestattet werden können", erklärte Dietmar Eschweiler. Trotzdem handele es sich um einen normalen Schuh, der ohne weiteres von Menschen, die dieses Hilfsmittel nicht benötigen, getragen werden könne.

 Peter Formella vom Verein BAV (links) nimmt die Schuhe entgegen. Andrea Weihermann (Geschäftsleitung), Dietmar Eschweiler und Daniel Stettner von der Firma EsCo wollen Flüchtlingen helfen.

Peter Formella vom Verein BAV (links) nimmt die Schuhe entgegen. Andrea Weihermann (Geschäftsleitung), Dietmar Eschweiler und Daniel Stettner von der Firma EsCo wollen Flüchtlingen helfen.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Die Geschäftsleitung hat mit der Spende besonders die nahenden Herbsttage und dann auch die kalte Jahreszeit im Blick. Selbst wetterfeste, gefütterte Winterschuhe befinden sich in den Kartons. Normalerweise werden die Produkte bei einem Modellwechsel an Hilfsorganisationen gespendet. Jetzt aber könne man direkt vor Ort einen Beitrag dazu leisten, den vom Schicksal stark betroffenen Asylbewerbern zu helfen, findet Andrea Weihermann.

Damit knüpft das Unternehmen an die große Hilfsbereitschaft von anderen Betrieben und vielen privaten Spendern an. "Für unsere Region ist das doch eine gute Aussage", spielt Dietmar Eschweiler auf die gute Willkommenskultur in Remscheid an. In erster Linie sollen die gerade angekommenen Flüchtlinge mit den Schuhen ausgestattet werden. Der Rest wird dann an die Menschen in den anderen Flüchtlingsunterkünften verteilt.

Dass Remscheid auf dem besten Wege ist, eine Fahrradstadt zu werden, beweisen die vielen Radspenden, zu denen die katholischen Kirchengemeinden in Remscheid vor den Sommerferien im Rahmen der Flüchtlingshilfe aufgerufen hatten. "Die Resonanz war überwältigend", freuen sich die Initiatoren wie Gemeindepfarrer Jürgen Behr aus Lennep und Gemeindereferent Ralf Gassen aus Remscheid. Fast 200 Kinder- und Erwachsenenfahrräder wurden in den letzten Wochen in Lennep, Lüttringhausen und Remscheid abgegeben oder durch Helfer abgeholt - die meisten davon sehr gut erhalten. "Diese Hilfsbereitschaft zu sehen, ist eine ganz tolle Erfahrung. Bei manchen Rädern reicht es schon, sie aufzupumpen", sagt Ralf Gassen. Auch aus den Nachbarstädten wie Radevormwald oder Wermelskirchen habe es Spenden gegeben. Ziel der Aktion ist, die Räder mit den Flüchtlingen und unter fachkundiger Anleitung wieder flott zu machen. Damit sollen die Menschen, die finanziell mit sehr bescheidenen Mitteln auskommen müssen, zu mehr Mobilität gelangen. Müssen sie für Besuche bei Ämtern oder Ärzten mit Bus und Bahn fahren, reißt das immer wieder ein Loch in das ihnen zur Verfügung stehende Budget.

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Foto: dapd, dapd
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Foto: dpa, rwe lof

Nun werden also am 15. und 22. August in der Lenneper Flüchtlingsunterkunft Wülfingstraße und im Don Bosco Haus in Remscheid die ersten Fahrradwerkstätten eingerichtet. Rund zehn Ehrenamtler, die zum Teil über versierte Kenntnisse hinsichtlich der Fahrradreparatur verfügen, haben sich bereiterklärt, mit den Menschen aus aller Welt die Räder verkehrstüchtig zu machen. Damit soll den Flüchtlingen auch das Gefühl vermittelt werden, sich selbst ihr Rad hergerichtet zu haben. Sehen müsse man natürlich auch, wie man die Erwachsenen und Kinder aufs Radfahren vorbereiten müsse. "Wir sind gespannt, was daraus wird. Klar ist, dass dies ein nachhaltiges Projekt sein soll", sagt Gassen hinsichtlich weiterer Überlegungen wie etwa eines Verkehrssicherheitstrainings. Der Verein BAF wird die in seiner Obhut lebenden Menschen über die Möglichkeit informieren und sie zur Fahrradwerkstatt einladen. Räder und Roller für Kleinkinder könnten in den Unterkünften zum Spielen zur Verfügung gestellt werden.

(bona)
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