Remscheid Fantasien über menschlichen Körperbau

Remscheid · Der Skulpturenpark Waldfrieden zeigt Werke des Engländers Lynn Chadwick. Neue Ausstellungshalle geplant.

 Tony Cragg stellt in der Ausstellungshalle des Skulpturenparks die Werke seines Landsmannes Lynn Chadwick vor.

Tony Cragg stellt in der Ausstellungshalle des Skulpturenparks die Werke seines Landsmannes Lynn Chadwick vor.

Foto: Nico Hertgen

Der menschliche Körper galt für die Bildhauer des vorigen Jahrhunderts als Vorbild für ihr Schaffen. Sie verstanden sich als Schöpfer einer neuen Wirklichkeit, indem sie den Körper des Menschen nachahmten. Die Skulpturen des Engländers Lynn Chadwick (1914 bis 2003) stehen auch in der Tradition des Figürlichen. Den Betrachter befallen keine Zweifel, dass er auf eine menschliche Figur schaut, wenn er vor seinen Arbeiten steht. Sie wirken groß, aber nicht mächtig, geheimnisvoll und doch vertraut. Sie haben humorvolle Züge, und sich zugleich mit großer Ernsthaftigkeit ausgestattet. Chadwick formte Phantasien über den menschlichen Körper. Nachahmung lag ihm fern.

In der Ausstellungshalle des Skulpturenparks von Tony Cragg stehen Einzelgänger wie auch Paare, entstanden aus einer speziellen Mischung aus Eisen und Gips. Ihre Außenhaut gliedern Schweißnähte und Metallstangen. Ihre Farbe wechselt ins Rostig-Braune oder in nebeliges Blaugrau. "Das Wichtigste bei meinen Figuren ist immer die Attitüde. Was die Figuren durch ihre eigentliche Haltung ausdrücken", kommentierte Chadwick einmal seine Arbeiten. Es sind sprechende Haltungen, die er sorgfältig von innen heraus konstruiert. Seine Skulpturen muss man umwandern, um ihre Vielseitigkeit zu verstehen. Aus welcher Perspektive man sie auch immer betrachtet, sie zeigen ein neues Gesicht. "Für mich scheint es, dass die Kunst die Manifestation einer Lebenskraft ist, die aus dem Dunklen kommt", sagte Chadwick in einem Interview mit der BBC 1954. 61 Jahre später ist diese Kraft noch zu spüren. Chadwick hatte nie eine Kunstschule besucht. 1952 trat er erstmals international im englischen Pavillon bei der Biennale in Venedig in Erscheinung. Für Tony Cragg gehört der Künstler zu seinen einflussreichen Vorbildern. Eine Skulptur will er für seinen Park auf Dauer erwerben. Vielleicht steht sie demnächst in der neuen, dritten Ausstellungshalle, die Cragg in seinem Park Waldfrieden bauen will. Mehr Kunst soll den Besuchern geboten werden. 54 000 kamen im vorigen Jahr. Die Zahlen steigen weiter. Damit es aber auf dem Gelände und vor allem in den Hallen kein Gedränge gibt, kommt die dritte Halle hinzu. Eröffnung ist im Herbst des nächsten Jahres geplant. Wieder wird ein großer Engländer zu sehen sein: Gipsplastiken von Henri Moore.

(RP)
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