Remscheid Flagge für Willkommenskultur gezeigt

Remscheid · Die Informationsveranstaltung von "Remscheid tolerant" als Gegengewicht zur Demo von Pro Remscheid weckte am Samstag Interesse.

Pro Deutschland und Remscheid Tolerant demonstrieren in Remscheid
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Pro Deutschland und Remscheid Tolerant demonstrieren in Remscheid

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Am Samstagmittag zeigte Remscheid auf der oberen Alleestraße sein freundliches, weltoffenes Gesicht. Dem Aufruf des Bündnisses "Remscheid tolerant" waren rund 200 Menschen gefolgt, die ruhig und friedlich einen Kontrapunkt zur Kundgebung von Pro Deutschland setzen wollten. Während die rechtspopulistische Partei unterhalb des Allee-Center-Brunnens ihre Parolen mittels Megafon über die Straße schickte, hielten dem die Gegendemonstranten aller Generationen zunächst nur Fahnen und Transparente entgegen. "Remscheid braucht Zusammenhalt und keine Ausgrenzung", war dort etwa zu lesen.

Bewusst hatte Bündnis-Vorsitzender Martin Sternkopf eine Informationsveranstaltung angemeldet und verzichtete auf Verstärker und Lautsprecher. Damit wolle man sich bewusst von der anderen Seite abgrenzen. "Wir möchten unser eigenes Profil entwickeln und Aufklärungsarbeit leisten. Gerade im Internet wird so viel Unfug über den Umgang mit Flüchtlingen verbreitet", sagte er zum Beispiel hinsichtlich utopischen Sozialhilfeleistungen, die Asylbewerber angeblich durch den Staat kassieren sollen.

Obwohl das Konzept für die Veranstaltung von "Remscheid tolerant" ausdrücklich auf Deeskalation setzte, wurde auch diese Demonstration von zahlreichen Polizisten begleitet. Aus einsatztaktischen Gründen wollte die Pressestelle der Polizei die genaue Zahl der Beamten nicht mitteilen. Eingerechnet der am Nachmittag folgenden Kundgebung in Wuppertal sei man sicherlich mit mehreren hundert Kräften präsent, sagte Polizeisprecherin Anja Meis gegenüber der BM.

Um mit Passanten ins Gespräch zu kommen, war auch die Verwaltung mit Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz und Sozialdezernent Thomas Neuhaus präsent. Während Organisationen, Verbände und Parteien wie die Remscheider Caritas, die Ökumenische Initiative Lüttringhausen, Gewerkschaften, SPD, Linke und Grüne sowie die Kirchengemeinden mit zahlreichen Aktivisten vertreten waren, kamen auch Bürger gezielt, um Flagge für ein "buntes Remscheid" und die hier vielfach unter Beweis gestellte Willkommenskultur zu zeigen.

Gabriele Heyer bereitete die rechtspopulistische Demo Sorgen. "Die Politik darf nicht glauben, dass das nur eine Randerscheinung ist. Es gibt doch viele, die da heimlich applaudieren. Widerstand muss man noch viel klarer zeigen", sagte sie.

Auch Passanten zeigten Interesse und lasen aufmerksam die Botschaften auf Bannern, Schildern und Transparenten. Dabei war viel Zuspruch, jedoch auch die Einschränkung "Ich habe nichts gegen Flüchtlinge, aber..." zu hören. Sie habe Sorge vor Kriminalität, bekannte eine Remscheiderin, die einst selbst aus Breslau in den Westen geflohen war. Dies müsse man sagen dürfen, ohne gleich in die rechte Ecke gestellt zu werden. Ganz ruhig blieb es auf Seiten der Bündnis-Demonstranten dann aber doch nicht. Immer mal wieder skandierte die Menge "Nazis raus" oder "Refugees are welcome here" - Flüchtlinge sind bei uns willkommen.

(RP)
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