Remscheid Flüchtlinge lassen sich gerne impfen

Remscheid · Das Gesundheitsamt arbeitet an der Leistungsgrenze. Unter den Tuberkulosefällen gab es keine Ansteckungsgefahr.

Wenn in diesen Tagen neue Flüchtlinge in der Unterkunft an der Terstegenstraße einziehen, beginnen für Dr. Frank Neveling, Leiter des Gesundheitsamtes, und sein zweiköpfiges Team wieder stressige Tage. "Bei uns ist alles auf Kante genäht", beschreibt Neveling die Lage. Alle Flüchtlinge, die in einem Erstaufnahmelager in Remscheid ankommen, müssen ärztlich untersucht werden. Neveling und sein Team sind aber nicht alleine. Zwölf Kollegen, darunter einige pensionierte Hausärzte, helfen bei der Erstversorgung. Zum Glück. Elf mal stellten die Ärzte beim Röntgen eine Tuberkulose bei den Neuankömmlingen fest. "Es gab aber keinen Fall einer offenen Tuberkulose, die ansteckend wäre", sagte Neveling. Auch Fälle von Krätze, eine in Deutschland meldepflichtige Erkrankung, sind aufgetaucht. Ebenfalls Kopfläuse. Durch strenge Verhaltensregeln sei dies alles in den Griff zu bekommen, sagt Neveling. Es schaue in den Unterkünften immer ein Fachdienst vorbei, der überprüft, ob sich die Patienten an den Medikamentenplan halten. Kranke zu isolieren, wie es manchmal sinnvoll, aber nicht notwendig wäre, dafür gebe es keinen Platz.

Den Gesundheitszustand der Flüchtlinge im Allgemeinen beschreibt Neveling als überraschend gut. Meist seien es Männer, die zwischen 20 und 40 Jahre alt sind. Bronchitis, Pilzerkrankungen und häufig ein desolater Zahnzustand prägen die Dokumentationen auf den Patientenkarten. Neveling rechnet damit, dass in den Heimen die Grippewelle und Durchfallerkrankungen zunehmen werden. Wenn so viele Menschen auf engem Raum leben, sei dies kaum vermeidbar.

In einem unterscheiden sich die Flüchtlinge von der deutschen Bevölkerung. Bei dem Vorschlag, sich vorsorglich impfen zu lassen, gebe es so gut wie keine Vorbehalte. "Viele kommen bereits mit hochgekrempelten Hemdärmeln ins Zimmer, um sich impfen zu lassen", sagt Neveling. Der Chef des Gesundheitsamtes hat bereits für 31.000 Euro Impfstoff für die Grippeschutzimpfung eingekauft.

Die Verständigung mit den Menschen aus Syrien oder den Balkanstaaten sei mit Komplikationen verbunden. Es sei nicht immer leicht herauszufinden, ob eine Frau schwanger sei oder es Allergien gebe. Das sei beim Verabreichen von Medikamenten wichtig zu wissen. Ein Aufklärungsflyer in 15 Sprachen verteilte das Gesundheitsamt.

Ohne die Dienste der Johanniter und der Caritas wären die Pflichtaufgaben des Gesundheitsamtes nicht zu schaffen. Sie fahren die Menschen zum Röntgen ins SanaKlinikum oder andere Praxen. Der Gesundheitsdienst betreut nicht nur die Menschen in den Erstaufnahmelagern der Stadt. Auch die Flüchtlingsheime sind auf dem Radar der ärztlichen Versorgung. "Es gibt Kollegen, die halten dort regelmäßig eine Sprechstunde ab", sagt Neveling.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort