Remscheid Flüchtlingswelle stärkt Geschäft mit der Sicherheit

Remscheid · Privater Remscheider Sicherheitsdienst betreut Notunter-künfte des Landes für Flüchtlinge und hat derzeit viel zu tun.

 Sergej Michel ist Geschäftsführer des MSS Sicherheitsdienst.

Sergej Michel ist Geschäftsführer des MSS Sicherheitsdienst.

Foto: Hertgen, Nico (hn-)

Dass Sergej Michel mit seinem Unternehmen in einem sensiblen Bereich arbeitet, weiß er. "Die Branche steht schnell in einem schlechten Ruf", sagt der Geschäftsführer der MSS Sicherheitsdienst GmbH. Michel und seine Mitarbeiter haben einen verantwortungsvollen und nicht immer ganz leichten Job: Sie betreiben in Remscheid in den drei Flüchtlings-Notunterkünften des Landes, von denen zum Ende des Monats zwei geschlossen werden, den Sicherheitsdienst. Zudem wird sein Unternehmen noch im Laufe dieses Jahres in der Erstaufnahmeeinrichtung des Landes, die im ehemaligen Art-Hotel in Wuppertal-Heckinghausen an den Start geht, für Sicherheit sorgen.

Im vergangenen Jahr kamen mehr als eine Million Flüchtlinge nach Deutschland. Für die Sicherheit in den Notunterkünften und Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes sowie den kommunalen Wohnheimen zeichnen Unternehmen wie MSS verantwortlich. Michel selbst hatte im Sommer 2015 - als die Flüchtlingswelle anrollte - nicht erwartet, dass die Entwicklung eine solche Dynamik und Dauer gewinnen würde. "Wir hatten ursprünglich damit gerechnet, dass das etwa zwei Monate dauert", sagt er.

Die Wirklichkeit hat die Prognose schnell überholt. Bei dem 2007 gegründeten Unternehmen gingen die Anfragen zur Betreuung von Asylbewerberheimen um bis zu einem Drittel nach oben. "Theoretisch hätten wir bis zu 15 Leute im Monat einstellen können", sagt Michel. Da die Personalauswahl im Sicherheitsbereich und gerade bei jenen, die in Asylbewerberheimen arbeiten sollen, sehr sorgfältig erfolgen soll, konnte dieser Bedarf aber nicht ausgeschöpft werden.

Spätestens seit den Vorfällen in einer Flüchtlingsunterkunft im siegerländischen Burbach weiß die Öffentlichkeit, was schief laufen kann. Wachleute eines anderen Sicherheitsdienstes waren aus dem Ruder gelaufen und hatten Flüchtlinge schikaniert und gequält. Solche Bilder muss Michel immer im Hinterkopf behalten, wenn er oder seine Mitarbeiter sich mit Bewerbern zu Gesprächen treffen. "Der Umgang mit Menschen ist das A und O in dem Job", erklärt der Geschäftsführer. Gefragt seien nicht Muskelpakete, sondern Menschen, die mit Konfliktsituationen kommunikativ umgehen können. Außerdem müsste akzeptiert werden, dass nicht jeder Mitarbeiter für einen solchen Job geeignet ist. Schließlich ist die Arbeit in den Unterkünften ein aufreibender Job, der im 24-Stunden-Dauerbetrieb in zwei oder drei Schichten betrieben wird.

Problematisch sei zudem, wenn Sicherheitsdienste Subunternehmen beauftragen, die sich um die Flüchtlingsunterkünfte kümmern - das war auch in Burbach der Fall. Für Michel heißt das: Sein Unternehmen macht alles in Eigenregie, Subunternehmen werden nicht eingeschaltet. Zudem setzt der Geschäftsführer auf das Prinzip: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Dazu gehört ein umfangreiches Qualitätsmanagement, bei dem Mitarbeiter und Heime regelmäßig kontrolliert werden. Außerdem würden die Mitarbeiter immer wieder in Fortbildungen geschult.

Für Michel, der selbst Meister für Schutz und Sicherheit ist, bedeutet die Flüchtlingswelle zusätzliche Umsätze, die Zahl der Mitarbeiter ist bundesweit auf etwa 450 gestiegen. Neben der Zentrale im Remscheid gibt es noch Filialen in Mönchengladbach, Regensburg und Syke bei Bremen. Demnächst soll auch eine Niederlassung in der Frankfurter Region eröffnet werden. Und auch wenn die Zahl der Flüchtlinge seit dem Jahreswechsel deutlich zurückgegangen ist, rechnet Michel nicht damit, dass die Umsätze demnächst einbrechen. Neben dem Objektschutz ist sein Unternehmen schließlich auch noch in anderen Bereichen tätig - unter anderem Videoüberwachung und Veranstaltungsschutz.

Ausdrücklich lobt der Geschäftsführer die gute Zusammenarbeit mit Stadt und Polizei in Remscheid. Bei der Stadt habe man sich im vergangenen Sommer für den MSS Sicherheitsdienst entschieden, auch weil das Unternehmen Mindestlöhne zahle, erklärt der Leiter des städtischen Gebäudemanagements, Thomas Judt. Zudem verfüge MSS über die entsprechende Expertise und sei für die Aufgabe zertifiziert. Überdies sei das Unternehmen durch die lokale Nähe einfacher ansprechbar als andere entfernte Anbieter.

(RP)
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