Remscheid Frau Heyls Gespür für Geschichten

Remscheid · Dr. Kerstin Heyl, Volontärin im Deutschen Röntgen-Museum, konzipiert Führungen auf Augenhöhe.

 Dr. Kerstin Heyl, promovierte Biologin, hier vor dem übergroßen Schriftzug Röntgens, möchte im Röntgen-Museum mit Besuchern ins Gespräch kommen. Sie arbeitet an einem Konzept für eine Führung.

Dr. Kerstin Heyl, promovierte Biologin, hier vor dem übergroßen Schriftzug Röntgens, möchte im Röntgen-Museum mit Besuchern ins Gespräch kommen. Sie arbeitet an einem Konzept für eine Führung.

Foto: jürgen moll

Schummriges Licht, Kellergewölbe, eine Liege mit Holzgestell, ein alter Röntgenapparat. An diesem Ort im Deutschen Röntgen-Museum trifft sich Dr. Kerstin Heyl mit Besuchern besonders gern. "Hier komme ich mit den Leuten ins Gespräch" sagt Heyl. In ein lockeres Gespräch über das physikalische Phänomen Röntgenstrahlen.

Erfahrungen mit Röntgenstrahlen hat fast jeder Besucher schon einmal gemacht. So kann jeder auch eine Geschichte erzählen. Schnell herrscht Einigkeit in der Gruppe, dass heute keiner mehr unter den Bedingungen durchleuchtet werden will, wie sie diese Museumstation im Kellergewölbe abbildet. Ohne Kabine, ohne Bleiweste, ohne Schutz. Und die Dosierung der Strahlen hing häufig wohl einzig vom Geschick des Arztes ab. "Eine Führung ist für mich ein Dialog auf Augenhöhe. Ich mag es nicht, wenn alle nur hinter mir herlaufen und ich monologisiere", sagt Heyl.

Seit gut einem halben Jahr arbeitet die promovierte Biologin in Remscheid. In Rostock studierte sie Meeresbiologie. Die Erforschung der Wale und Delfine stand ganz oben auf ihrer Wunschliste. Am Ende ihres Studiums schrieb sie aber eine Arbeit über Bakterien. Als Museumsfrau gehört nun die Welt der kleinen Teilchen wie die X-Strahlen oder Atome zu ihrer täglichen Beschäftigung. "Ich bin genau am anderen Ende der Naturwissenschaften angekommen", sagt Heyl. Die Naturwissenschaftlerin quittierte diese Wendung in ihrem Leben mit einem Lachen. Einem freudigen Lachen, denn die Neugierde auf das, was die Welt im Inneresten zusammenhält - wie man so sagt - hat sie bis ins Röntgen-Museum gebracht.

Von Röntgenstrahlen verstand sie nicht viel mehr als ein normaler Besucher, bevor sie nach Remscheid kam. "Ich weiß, wie ein Magnetresonanztomograph funktioniert", sagt sie. Wenn sie ihn aber zusammenbauen müsste, dann käme nichts dabei heraus.

Heyl versteht sich als Lernende, die gerne ihr Wissen weitergibt, nicht in einem Fachvortrag für einen schmalen Kreis an Adressaten, sondern in Form von anschaulichen Geschichten.

Im Museum liegen viele Erzählungen versteckt. Ein paar neue Fragestellungen, die Heyl entwickelt hat, sollen diese Erzählungen für die Besucher anschaulich machen. Sie arbeitet an einem Konzept für eine Führung, die aufzeigt, welche Entdeckungen von anderen Nobelpreisträgern und welche Forschungsleistungen von Röntgenplakettenvertretern in den Geschossen am Rande der Lenneper Altstadt schlummern. Es wäre eine Alternative oder Ergänzung zum Standard-Rundgang.

Ihre Eltern mussten die kleine Kerstin immer aus dem Meerwasser holen. Dort stand sie zitternd mit blauen Lippen. "Ich muss hier noch mal etwas untersuchen", soll sie gesagt haben. Die Leidenschaft fürs Meer und die Ausdauer für die Forschung waren früh angelegt bei der in Warnemünde bei Münster geborenen Kerstin. Doch inzwischen liebt sie auch die Berge. Die Remscheider Berge.

(RP)
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