Remscheid Frauen unter sich im Teo Otto Theater

Remscheid · Ensemble "Thespiskarren" mit Sandrine Guiraud, Anke Fiedler und Jasmin Wagner spielte in Hochform.

 Das dreiköpfige Ensemble des Tournee-Theaters "Thespiskarren" war im Teo Otto Theater bestens aufgelegt.

Das dreiköpfige Ensemble des Tournee-Theaters "Thespiskarren" war im Teo Otto Theater bestens aufgelegt.

Foto: Oliver Fantitsch (Archiv)

Das abwechslungsreiche Theaterstück war von Kürthys erster Ausflug ins dramaturgische Fach, bekannter ist die Aachener Schriftstellerin ja wegen ihrer Romane. Allerdings war das Sujet den romantischen Komödien von Kürthys nicht unähnlich - drehte es sich doch alles um die Liebe, ihre Irrungen und Wirrungen sowie die kleinen und größeren Probleme von Frauen in mittleren Jahren, die irgendwo in ihrem Leben feststecken: zwischen Affären und dem Leben als Ehefrau.

Zwischen Kindern und dem unerfüllten Kinderwunsch. Zwischen jugendlichem Ungestüm und erwachsener Ernsthaftigkeit. In dieser Gemengelage trafen sich die Freundinnen Nathalie (lebte ihre Leidenschaft in zahlreichen Affären aus: Anke Fiedler), Birgit (rational und nach eigener, verbitterter Aussage: "quadratisch, praktisch, gut": Jasmin Wagner) und Julia (moralisch scheinbar integre Mutter mit Gewichtsproblemen: Sandrine Guiraud) in einer Bar.

Und taten dort das, was Freundinnen unter sich, möglicherweise auch nur dem Klischee nach, gerne machen: sie quatschten über dies und jenes, aber natürlich vor allem über Männer und Sex. Den sie hatten - oder eben auch nicht mehr hatten. Und es ging um das Thema Fremdgehen, dem sich alle drei auf die ihnen jeweils eigene Art und Weise näherten.

Dabei zeigte sich vor allem, dass da ganz unterschiedliche Lebensentwürfe mit großem Knall aufeinandertrafen. Da war die lebenslustige Nathalie, die mit Männern, vor allem verheirateten, nichts anbrennen ließ. Da war Birgit, die nicht schwanger werden konnte, zumindest scheinbar, denn im Verlauf des Stücks, war sie es trotz unfruchtbaren Ehemanns plötzlich doch. Und da war Julia mit dem scharf eingestellten moralischen Kompass, die doch auch ein ganz perfides Geheimnis mit sich herumtrug - wie sich in der Schlusspointe herausstellte.

Das Stück lebte von den Wortgefechten der drei Frauen. Und von der Stimmung untereinander, die sich schnell von ausgelassen und heiter zu teils aggressiv und problembeladen wandelte. Wobei sich doch vor allem eines herauskristallisierte: Jede wollte eigentlich das Leben der anderen leben, richtig zufrieden war keine. Und deswegen suchten sie irgendwie ihr persönliches Glück, indem sie sich das Leben, konkret: die Männer, der anderen nahmen.

Von Kürthy war zu verdanken, dass dieser Stoff nicht zur moralinsauren Grundsatzdiskussion wurde, sondern von Bonmots wie "Kinder machen spießig. Auf einmal hast du einen Schnuller in der Handtasche anstatt Kondome" (Julia) oder "Ich will genau den Alltag, der euch so auf den Wecker geht" (Nathalie) lebte.

Hoch zu werten war auch die Leistung der drei Schauspielerinnen, die am Ende der Aufführung völlig zu Recht lautstarken Applaus bekamen.

(RP)
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