Wuppertal Abeler schließt das Uhrenmuseum

Wuppertal · Die Zeit für die Sammlung ist nach sechs Jahrzehnten abgelaufen. Die Uhren werden im Herbst bei einer Auktion versteigert. Oberbürgermeister Andreas Mucke zeigt sich von der Entscheidung der Familie überrascht.

 Zu jeder der historischen Uhren kann Henrick Abeler eine Geschichte erzählen. Die Totenkopfuhr im Vordergrund war für den Nachttisch gedacht und erinnerte ihre Besitzer an die Vergänglichkeit.

Zu jeder der historischen Uhren kann Henrick Abeler eine Geschichte erzählen. Die Totenkopfuhr im Vordergrund war für den Nachttisch gedacht und erinnerte ihre Besitzer an die Vergänglichkeit.

Foto: Andreas Fischer

Heute und morgen können und müssen die Wuppertraler von "ihrem Uhrenmuseum" Abschied nehmen. Während der Führungen anlässlich von "24 Stunden live" werden die rund 1200 Exponate des Uhrenmuseums letztmals als Sammlung im Geschäftsgebäude der Juwelier-Familie Abeler an der Poststraße zu sehen sein.

Henrick Abeler gab die Entscheidung der Familie schweren Herzens bekannt. "In den vergangenen Jahren ging die Besucherzahl kontinuierlich zurück, was die Folge hatte, dass wir zum Schluss nur noch samstags für drei Stunden geöffnet haben und Führungen nach Vereinbarung anboten", sagt Abeler.

Sein Großvater Georg Abeler hatte 1955 auf einer Kunstauktion in Köln die ersten acht Uhren ersteigert. 1958 wurde das Uhrenmuseum an der Poststraße eröffnet. Viele wertvolle und originelle Zeitmesser fügte vor allem der leidenschaftliche Sammler Jürgen Abeler in der nächsten Generation hinzu. Berühmte Gäste wie Johannes Rau, Hans-Dietrich Genscher oder der frühere Wirtschaftsminister Ludwig Erhard bestaunten die Sammlung.

Am Samstag, 10. September, wird das Museum geschlossen. Die Einzelstücke werden in einer Auktion versteigert, die für nationale und internationale Sammler von Interesse sein dürfte. Der Termin steht noch nicht fest, als Auktionsort ist Frankfurt in der Auswahl.

Das Uhrenmuseum lockte im Laufe der Jahrzehnte mehr als eine Million Besucher an und zählt zu den touristischen Aushängeschildern der Elberfelder Fußgängerzone. "Wir haben in den zurückliegenden Jahren allerdings gespürt, dass die Museumswelt eine große Veränderung erfahren hat. Überregionale Werbung, barrierefreie Zugänge, mehrsprachige Audioführungen und besondere Events - so sieht die Zukunft der Museen aus. Was wir als privat geführtes Museum, das keinen einzigen Euro als Fördergeld beantragt hat, nicht stemmen konnten", nennt Henrick Abeler weitere Gründe für den Entschluss.

"Ich bin völlig überrascht", sagte Oberbürgermeister Andreas Mucke, als er von der bevorstehenden Schließung des Uhrenmuseums erfuhr. Mucke kündigte an, mit der Familie Abeler zu sprechen. "Vielleicht besteht noch die Chance, einen privaten Interessenten zu finden, damit zumindest ein Teil der Sammlung in Wuppertal erhalten bleiben kann", sagte Mucke. "Wir wollten die Schließung nicht bereits acht Wochen vorher bekanntgeben", so Henrick Abeler. Auch die Stadt sei darüber nicht vorab informiert worden.

Angesichts der leeren städtischen Kassen ist es kaum vorstellbar, dass die Stadt bei der Versteigerung mitbieten oder gar die Sammlung kaufen könnte. Welchen materiellen Wert die historisch wertvollen Exponate haben, wird erst die Auktion zeigen. Der ideelle Wert für die Goldschmiede- und Uhrmacherfamilie Abeler ist jedenfalls enorm. "Ich bin als kleines Kind mit dem Uhrenmuseum groß geworden", erinnert sich der Firmenchef. "Nicht was der Zeit widersteht, ist dauerhaft, sondern was sich klugerweise mit ihr ändert", zitiert er einen Satz aus dem letzten Hauskatalog. Und daher sei er mit seiner Familie der Meinung, dass dies letztendlich die richtige Entscheidung sei. Die Zeit für das Uhrenmuseum läuft jetzt ab.

(RP)
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