Wuppertal E-Autos kommen langsam in Fahrt

Wuppertal · In einem Städteranking landet Wuppertal auf dem zweiten Platz, was das Potenzial an Käufern angeht. Die Stadtwerke wollen die Infrastruktur weiter ausbauen. Auch während der Arbeitszeit könnten mehr Akkus aufgeladen werden.

 Wuppertal hat eine besondere Affinität zur E-Mobilität. Doch auf den Straßen schlägt sich das nicht nieder.

Wuppertal hat eine besondere Affinität zur E-Mobilität. Doch auf den Straßen schlägt sich das nicht nieder.

Foto: dpa

Laut einer Untersuchung der Meinungsforscher von "infas 360", einer Tochtergesellschaft der infas Holding AG, ist in Wuppertal das Interesse am Kauf eines E-Autos im Vergleich zu anderen Städten stärker ausgeprägt. In einem Städteranking von "infas 360" belegt Wuppertal hinter München und vor Düsseldorf den zweiten Platz.

Diese Rangfolge sagt allerdings nichts über den Ist-Zustand aus. Mit nur rund 200 gemeldeten E-Autos hält sich bei einem Bestand von 167 830 Pkw (Stand: Ende 2017) auch in Wuppertal die privat genutzte E-Mobilität in engen Grenzen. Ende November 2017 waren 94 gewerblich und 87 privat genutzte E-Autos gemeldet. Hinzu kommen 19 privat und 16 gewerblich genutzte E-Quads wie der Renault Twizy. In der Folge des Diesel-Skandals scheint das Interesse an den E-Autos allerdings ganz langsam Fahrt aufzunehmen.

Groß waren die Erwartungen 2012, als der Verein Wuppertal aktiv die Kampagne "E-Mobile 100" startete und innerhalb weniger Monate knapp 100 Unternehmen und private Autofahrer überzeugte, auf E-Mobile umzusteigen. Auf dem Laurentiusplatz feierte sich Wuppertal damals mit einem spektakulären Event schon als "Hauptstadt der E-Mobilität".

"Als damals überall in der Stadt plötzlich elektrisch betriebene Flitzer unterwegs waren, hat das für Aufbruchstimmung gesorgt und das Thema E-Mobilität bis heute in das Bewusstsein vieler Wuppertaler gerückt", sagt Jörg Heynkes, Unternehmer und IHK-Vizepräsident. Dieser Schwung sei verloren gegangen, da der Ausbau der Infrastruktur in Wuppertal kaum vorangekommen sei.

"Es gibt zu wenig öffentliche Ladestationen. Wenn wir E-Autos auch für alle zugänglich machen wollen, die in einer Geschosswohnung leben und ihr Auto nicht über Nacht in der Garage aufladen können, dann muss das Angebot an Ladestationen ausgebaut werden. Wir müssen weg davon, dass E-Mobilität nur etwas für Privilegierte ist", sagt Heynkes. Zudem fordert er von den Unternehmen, Ladestationen für ihre Mitarbeiter zum Beispiel auf Firmenparkplätzen bereitzustellen. Verkehrsdezernent Frank Meyer (SPD) sieht er als Bremser.

E-Mobile während der Arbeitszeit aufzuladen - das hält auch Frank Meyer für eine gute Idee. Solche Angebote machten bisher allerdings nur Akzenta und Ikea ihren Mitarbeitern. Auf die Kritik von Jörg Heynkes reagiert Meyer gelassen. "Den Ölberg oder die Gründerzeitviertel, wo der Parkraum ohnehin knapp bemessen ist, mit Ladestationen zuzupflastern, ist nicht der richtige Weg. Die Zukunft gehöre der Wasserstoff-Mobilität. Bei der E-Mobilität gebe es offene Fragen, wie groß der Co2-Fußabdruck tatsächlich sei. Meyer begrüßt, dass sich die Stadtwerke für den Kauf von Wasserstoff betriebenen Bussen entschieden haben.

15 öffentliche Ladestationen mit 26 Ladepunkten bieten die WSW zurzeit an. "Pro Ladepunkt wurden 2017 maximal zwei Ladungen täglich vorgenommen. Was die Auslastung angeht, ist also noch reichlich Luft nach oben", beschreibt Stadtwerkesprecher Holger Stephan die Auslastung. Da die deutsche Automobilindustrie inzwischen die Zeichen der Zeit erkannt habe, hätten die WSW Fördermittel für 15 weitere Ladestationen beantragt. Die Stadt will den Anteil der E-Fahrzeuge in ihrem Fuhrpark ausbauen. In der Folge des Dieselgipfels, bei dem den Kommunen eine Milliarde Euro in Aussicht gestellt wurde, ist das Förderprogramm "Saubere Luft 2017-2020" aufgelegt worden. Die Stadt hat Ende Januar die Anschaffung von 16 E-Fahrzeugen für ihren Fuhrpark beantragt. AWG und ESW wollen acht neue E-Fahrzeuge einsetzen. "Die E-Nutzfahrzeuge sind in der Anschaffung vergleichsweise teuer. "So kostet eine elektrische Kleinkehrmaschine 360 000 statt 120 000 Euro", sagt Karsten Flick, Leiter des Fahrzeugmanagements.

(RP)
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