Wuppertal Ein Runder Tisch für Oberbarmen

Wuppertal · Anwohner sorgen sich um den sozialen Frieden in Wuppertals östlichen Stadtteilen. Sie fordern mehr Präsenz von Ordnungsamt und Polizei. Das Anliegen nimmt die Politik ernst. Ein erstes Treffen soll es nach der Sommerpause geben.

 Spielhallen, wie hier an der B 7, gelten nicht als positiver Standortfaktor.

Spielhallen, wie hier an der B 7, gelten nicht als positiver Standortfaktor.

Foto: Anna Schwartz

Schmierereien an Häusern und Wänden ärgern viele Anwohner, auch in Wuppertals Stadtvierteln. Doch Graffiti sind für Franz-Georg Schmitz in Oberbarmen und Wichlinghausen lediglich Ausdruck und Folge einer Situation, die er und seine Nachbarn im Stadtteil anprangern. "Dazu gehören Wohnungseinbrüche und Vandalismus an geparkten Autos", zählt Schmitz auf. "Abschrauben von Verkehrsschildern, Steinewerfen in Schrebergärten, Verschmutzung der Spielplätze." Raub und öffentlicher Verkauf von Drogen beunruhigen die Anwohner zudem.

"Wir haben rund 120 Unterschriften gesammelt", berichtet Schmitz, "und es hätte noch weit mehr gegeben, wenn nicht so viele Leute Bedenken gehabt hätten, mit vollem Namen aufzutreten."

Etwa 20 Wuppertaler gehören zum Kern von Nachbarn, die in den beiden östlichen Stadtteilen "mehr Präsenz von Funktionsträgern" fordern - Ordnungsamt und auch Polizei -, um Anwohner "angemessen zu schützen", formuliert Franz-Georg Schmitz und betont: "Denn diese Aufgabe sollten keine selbst gegründeten Bürgerwehren übernehmen."

Die Polizei kennt Beschwerden im Zusammenhang mit Bereichen wie dem Berliner Platz oder dem Wichlinghauser Markt nicht erst seit gestern. "Problemviertel" seien Oberbarmen und Wichlinghausen deshalb aber nicht, erklärt Polizeisprecher Stefan Weiand. Straftaten wie Raub, Einbruch und Sachbeschädigung würden grundsätzlich nicht über Stadtteile und Viertel verortet. Auch nenne die Polizei keine Kriminalitätszahlen für konkrete Quartiere, "um Stigmatisierung zu vermeiden", erklärt Weiand.

Pauschal lasse sich ein Stadtteil nicht bewerten: "Das würde Wichlinghausen beispielsweise auch gar nicht gerecht." Es gebe im Stadtteil sehr gute Gegenden und umgekehrt in vermeintlich besseren Vierteln durchaus Ecken, in denen mehr passiere. "Wenn man Oberbarmen oder Wichlinghausen mit der Elberfelder Nordstadt vergleicht, lassen sich Ähnlichkeiten feststellen." Da wie dort hänge viel von sozialen Strukturen ab, vom Bildungsniveau und von Infrastruktur: "Dass Menschen trinken und sich dann prügeln, kommt auf der Gathe genauso vor wie in Oberbarmen." Örtlichkeiten wie die einstigen Brennpunkte an der Hilgershöhe, zu denen man tatsächlich nur mit zwei Wagen gefahren sei, existierten nicht.

Gleichwohl gibt es Schwierigkeiten in Oberbarmen und Wichlinghausen, und die sind nicht erst seit dem Bürgerantrag von Franz-Georg Schmitz und seinen Nachbarn bekannt. Die Sorgen der Oberbarmer haben über Wuppertals Grenzen hinaus zu Reaktionen geführt. Unter anderem Armin Laschet (CDU) antwortete schriftlich zu Schilderungen der Oberbarmer: "Leider decken sie sich mit Berichten aus vielen anderen Teilen des Landes."

Das Thema war jetzt Gegenstand von Beratungen im Hauptausschuss. Es werde ernstgenommen, betonte Sozialdezernent Stefan Kühn (SPD). Man habe auf Basis des Antrags "einen Verfahrensvorschlag" gemacht. Der sehe als ersten Schritt vor, über Fördergelder aus dem Programm Soziale Stadt nach legalen Graffiti-Projekten Ausschau zu halten. Zudem sollen Wuppertaler Polizei, Ordnungsamt sowie der Sozial- und Jugendbereich an einen Tisch gebracht werden, um gemeinsam auszuloten, wie sich die Situation im Bezirk verbessern lasse. Gleich nach der Sommerpause werde man zur ersten Sitzung zusammenkommen und dabei die Kritik aus Oberbarmen und Wichlinghausen als Schwerpunktthema behandeln, kündigte Kühn an.

(RP)
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