Zoo Wuppertal Eisbärin Anori ein "Anti-Knut"

Wuppertal · Ihre Arbeit im Wuppertaler Zoo hat nichts mit der engen "Vater-Sohn-Beziehung" von Thomas Dörflein und Knut zu tun. Denn Eisbärin Vilma "ist seit der ersten Minute eine sehr gute Mutter für Anori", wie die Pflegerinnen Anja Hillen und Jessica Hartmann betonen. Somit mussten sie sich zusammen mit ihrem dritten Kollegen erst gar keine Gedanken machen, wer das Junge mit der Hand aufziehen könnte.

Mittagessen mit Anori und Vilma
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"Das wäre die letzte Instanz gewesen", sagt Hillen, die Anoris Geburt am 4. Januar gemeinsam mit den Kollegen live am Monitor verfolgt hat. Aber die neunjährige Vilma habe sich in der Bruthöhle direkt umgedreht und das Junge abgeleckt. Inzwischen ist Anori ein kleiner Star, vor dem Gehege der beiden drängen sich regelmäßig die Zoobesucher und im Zoo-Shop mussten Plüsch-Eisbären nachgeordert werden.

Gurken, Tomaten und Fenchel beliebt

Unbeeindruckt von dem Menschen hinter der Scheibe kommen Vilma und Anori aus ihrem Stall und "stürzen" sich eher gemächlich auf das angebotene Futter. "Gemüse steht derzeit bei beiden hoch im Kurs", erzählt Anja Hillen. Neben Tomaten, Gurken und sogar Fenchel gibt es Fisch und einen großes Stück Rindfleisch.

Diesmal haben die beiden Eisbär-Pflegerinnen noch einen besonderen Leckerbissen für Anori und Vilma parat: Ein Kaninchen.Während sich vor der Scheibe eine ältere Frau die Augen zuhält, bleiben die meisten Kinder unerwartet entspannt als sich die beiden Eisbärinnen über das bereits tote Kleintier hermachen. "Je gehaltvoller, desto besser. Das Kaninchen wird mit allem gefressen und optimaler kann eine Ernährung nicht sein", sagen beide Pflegerinnen, die sich mit ihrem Kollegen auch um die Braunbären, Wölfe, Geparden und Seelöwen kümmern.

Höchstens ein Stück Brot durchs Gitter

Das Futter legen die Pflegerinnen ein bis sechs Mal am Tag und zu immer unterschiedlichen Uhrzeiten ins Gehege. "So kann keine Erwartungshaltung aufkommen. Dann werden die Tieren häufig schon eine Stunde vorher unruhig und tigern hin und her", sagt die 29-jährige Hillen, die bereits seit 13 Jahren in Wuppertal arbeitet. Während das "Buffet" aufgebaut wird, sind Anori und Vilma im Stall. Alles andere wäre lebensgefährlich. Auch die noch kleine Anori mit ihren spitzen Zähnen ist kein Tier zum Kuscheln. Das Höchste der Gefühle ist ein Stück Brot durch das Gitter zu reichen. "Wir füttern sie schonmal mit der Hand, um sie für den Fall daran zu gewöhnen, dass wir Medikamente oder Vitamine verabreichen wollen", erklärt Anja Hillen. Echte Bezugspersonen sind die drei Pfleger auch nicht — auch wenn der feine Spürsinn der Eisbären sie am Geruch oder Gang erkennt.

Die Eisbären selber machen dem Trio nicht so viel Arbeit — Phantasie ist allerdings gefragt, um immer wieder beißfestes Spielzeuge zu finden. Und alle zwei Wochen muss der Hochdruckreiniger her. "Dann lassen wir das große Außenbecken ab, da sich Algen bilden und die Sicht an den Unterwasserscheiben eingeschränkt wird", erklärt Hillen. 500.000 Liter Wasser müssen ausgetauscht werden und das Becken anschließend nicht nur vom natürlichen Dreck befreit werden. "Die Leute schmeißen alles mögliche in die Gehege. Futter, Kastanien, Münzen und sogar Babyschnuller haben wir schon gefunden", sagt Hartmann mit einem Kopfschütteln. Schließlich könnten die Tiere die Wurfgeschosse fressen.

Das große Außengehege steht derzeit leer, bald ziehen Vilma und Anori dort ein. Denn Eisbär Lars, der Vater von Knut und Anori, ist auf "Hochzeitsreise" im Zoo Rostock und soll mit Eisbärin Vienna für weiteren Eisbären-Nachwuchs sorgen. Im 1881 eröffneten Wuppertaler Zoo wurden vor Anori bereits neun Eisbär-Babys geboren. Das erste 1931.

(irz/top)
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