Wuppertal "Logistik des Landes führt zum Kollaps"

Wuppertal · Die Helfer mussten lange auf die Rückkehr der Flüchtlinge von der Registrierung in Herford warten. Für die Bezirksregierung ist das zentrale Verfahren effektiver. Die Behörde wälzt die Last auf die Kommunen ab, sagt die Stadt.

Es war alles vorbereitet in der Flüchtlingsunterkunft Hastener Straße in Cronenberg für das mobile Registrierungsteam der Bezirksregierung. Doch die sagte ab. Stattdessen mussten die 292 Bewohner am Dienstag in die zentrale Registrierungsstelle nach Herford. 220 von ihnen und 45 neue kamen am späten Abend zurück. Ein Kraftakt, der professionelle und ehrenamtliche Helfer an ihre Grenzen brachte.

"Bemerkenswert", nennt Sozialdezernent Stefan Kühn mit spürbarer Frustration den Verlauf des Dienstags. Um acht Uhr fuhr der erste Bus ab, der letzte gegen 13 Uhr. Zuvor hatten die Flüchtlinge alle Habseligkeiten packen müssen, denn es war offen, wer von ihnen zurückkehren würde. "Das war ein Drama für die Flüchtlinge und die Helfer", berichtet Jürgen Lemmer vom Ressort Integration.

"Es war eine Abschiedssituation", beschreibt es Bezirksbürgermeisterin Ursula Abé, die mit anderen ehrenamtlichen Helfern am Morgen an der Unterkunft war. "Natürlich sind in den letzten Wochen einige - zarte - Bande entstanden." Erlaubt war nur ein Gepäckstück. Deshalb musste so manches zurückbleiben, was die Flüchtlinge zuletzt geschenkt bekommen hatten.

Nach Abfahrt der Busse wartete Arbeit auf die Betreuer. Unter anderem wechselten sie bei allen Betten die Wäsche: "Hätte man gewusst, wer zurückkehrt, hätte man dort die Wäsche lassen können", macht Ursula Abé den Aufwand deutlich.

Dann wartete man auf die Rückkehr - und das ziemlich lang. Der letzte Bus erreichte die Unterkunft gegen 22.30 Uhr. "Mit der Ankunft ist es aber nicht getan", erklärt Jürgen Lemmer. Die Neu-Ankömmlinge mussten eingewiesen, alle neu sortiert werden. "Wir hatten eigene Bereiche für bestimmte Gruppen geschaffen. Das passte nicht mehr", so Lemmer. Gegen 2 Uhr hätten die städtischen Mitarbeiter, die seit dem Morgen auf den Beinen waren, die Unterkunft verlassen. "Ich kann nur froh und dankbar sein, so hoch motivierte Mitarbeiter zu haben."

Bei der Bezirksregierung ist man überrascht über die späte Rückkehr. "Das ist eine Ausnahme", sagt Sprecher Ralf Ciekanowski. Flüchtlinge sollten bis 19 Uhr wieder in den Unterkünften sein. Er verteidigt die zentrale Registrierung als wesentlich effektiver. Bei der mobilen Registrierung sei die Koordination vor Ort viel aufwendiger und die Datenübertragung oft nicht sicher gewesen. Denn seit kurzem werden alle Daten in ein bundesweites System eingegeben. Das errechnet im Moment der Dateneingabe die Verteilung der Flüchtlinge und entscheidet, wer in NRW bleiben kann und wer in ein anderes Bundesland muss. "Das ist ein neutrales und objektives Verfahren." Das könne für Betroffene schweirig sein, in der aktuellen Situation müsse man aber Kompromisse machen. Die Stadt teilt diese Sicht nicht. Lemmer gesteht zu, dass es in den Registrierungsstellen effektiv laufen mag. "Aber die Belastung liegt bei uns." Und Stefan Kühn warnt, die Logistik der Bezirksregierung überfordere die Stadt: "Das führt zum Kollaps!"

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort