Wuppertal Neue Professorin für feministische Theologie

Wuppertal · In der Bibel kommen viele Frauen vor, die Großartiges leisten. Doch erwähnt werden sie nur selten. Im Vordergrund stehen häufig Männer. Doch woran liegt das? Unter anderem mit dieser Frage beschäftigt sich Claudia Janssen. Sie ist die neue Professorin an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal-Bethel für ein ebenfalls neues Fach.

Wuppertal: Neue Professorin für feministische Theologie
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Das heißt etwas sperrig Feministische Theologie/Theologische Geschlechterforschung und Neues Testament. Es vereint die drei Studiengebiete in einem. Gestern gab Janssen, die gerade nach Wuppertal gezogen ist, ihre erste Vorlesung.

"Die Theologische Geschlechterforschung ist eine Querschnittsaufgabe, in der es um das Verhältnis aller Geschlechter zueinander geht", erklärt die Dozentin. Die Tatsache, dass in der Bibel überwiegend Männer herausgehoben würden - als Beispiel nennt Janssen die Jünger Jesu, zu denen durchaus Frauen gehört hätten - bewertet sie kritisch. Doch auch im modernen Kirchenalltag laufe noch nicht alles gendergerecht. Geschockt sei sie, dass die Reformation grundsätzlich nur an Martin Luther festgemacht werde.

Das absichtliche Fehlinterpretieren von Bibelstellen zum Nachteil von Frauen ist der Professorin ein Dorn im Auge: "So wurde der Satz ,Das Weib schweige in der Gemeinde' fälschlicherweise dem Apostel Paulus zugeschoben. Das war ein Mittel, um Frauen aus den Gemeinden herauszuhalten." Das Ergebnis dieser alten Fehlinterpretation sei noch heute erkennbar, was Janssen mit Zahlen begründet: "Seit 1978 haben wir in der evangelischen Kirche die rechtliche Gleichstellung von Frauen und Männern. Dennoch sind in der Kirche im Rheinland nur 36 Prozent Frauenbeschäftigt, in Leitungsfunktionen sogar nur 20 Prozent." Den Studierenden ein Bewusstsein für diese Un- gleichbe- handlung zu geben, ist das eine Ziel des neuen Fa- ches. Das andere ist, ihnen die fachliche Kompetenz zu vermitteln, um sie sprachfähig zu machen. "Sie müssen argumentieren können, wenn sie zu solchen Themen befragt werden", so die Dozentin. Zum Beispiel, wenn es um die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare geht. "Seit 2000 gibt es in der evangelischen Kirche im Rheinland die Möglichkeit, das homosexuelle Paare im Gottesdienst gesegnet werden können. Aber erst seit diesem Jahr wird die Segnung auch ins Kirchenbuch eingetragen." Die künftigen Theologen lernen in ihren Vorlesungen, wo zum Thema etwas in der Bibel zu finden ist.

(RP)
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