Wuppertal Plakataktion soll wach rütteln

Wuppertal · Die Alte Feuerwache will zum Nachdenken über die Kinderarmut anregen.

 Die Plakate hängen zurzeit an vielen Stellen im Stadtgebiet.

Die Plakate hängen zurzeit an vielen Stellen im Stadtgebiet.

Foto: Andreas Fischer

"Wir feiern 25 Jahre Kinderarmut in Wuppertal". So steht es auf den großformatigen Plakaten zu lesen - und entsprechend groß ist auch im Internet die Diskussion um diesen Satz, der auf rund 80 Werbewänden im Stadtgebiet verbreitet wurde. Kinderarmut feiern? Was soll das? Und warum die Zahl 25 Jahre? "Die einen sind fassungslos und nennen das Ganze geschmacklos, manche bezeichnen es als Unverschämtheit", sagt Joachim Heiß vom Begegnungszentrum Alte Feuerwache an der Gathe - von der Einrichtung also, die hinter der Aktion steckt. "Andere halten die Kampagne aber auch für gelungen."

"Die Irritation und auch die Eskalation sind durchaus gewünscht", sagt Heiß' Kollegin Jana-Sophia Ihle, Pädagogische Leiterin der Alten Feuerwache. Deren Kampagne zur Anprangerung von Kinderarmut in Wuppertal schlägt schon jetzt die beabsichtigten hohen Wellen: "Genau das wollten wir", sagt Ihle. "Wir sind selbst überrascht, wie stark das Feedback ist und wie sehr sich die Leute echauffieren. Jetzt haben wir eine richtig emotionale Reaktion."

Natürlich soll es nicht bei der kommentarlosen Plakatierung bleiben. Und eigentlich sollte noch verborgen bleiben, was es mit der Aktion auf sich hat und wer sie initiiert. Bis Anfang kommender Woche wollte die Alte Feuerwache "die Diskussion über die Plakate noch am Köcheln halten", so Ihle. Doch der WDR hatte bereits den Hintergrund bekanntgemacht, sehr zum Bedauern der Alten Feuerwache.

Diskutiert wird trotzdem, und das Thema Kinderarmut rückt wieder ins Bewusstsein der Öffentlichkeit. Darum geht den Aktiven, die seit 1991 an der Gathe für die Menschen im Stadtteil arbeiten. "Wir haben als Team zusammengesessen und überlegt, wie wir unser 25-jähriges Bestehen begehen könnten, ohne uns gegenseitig zu beweihräuchern", sagt Ihle, "sondern stattdessen unserem Auftrag gerecht zu werden, Missstände zu beseitigen und die Lebensverhältnisse in unserem Viertel zu verbessern".

Denn auch wenn die Alte Feuerwache schon einiges bewegt hat: "Eigentlich haben wir keinen Grund zu feiern", sagt Heiß, "die Kinderarmut ist nach wie vor groß." So sei es zu der Idee gekommen, in anderer Weise auf Probleme aufmerksam zu machen. Entstanden ist das Projekt in Zusammenarbeit mit einer Elberfelder Werbeagentur. "Wir werden uns am 20. Oktober offiziell outen und die Auflösung liefern", kündigt Heiß an. Es wird eine zweite Plakataktion "mit einer noch höheren Auflage geben, in der wir erklären, wer wir sind und was wir bezwecken."

(RP)
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