Wuppertal Privatpark mit Geschichte

Wuppertal · Die Barmer Anlagen sind mit 100 Hektar die zweitgrößte private Parkanlage Deutschlands. Sie bietet Wald, Wiesen, seltene Bäume, Denkmäler und 35 Kilometer an Wanderwegen. Gerade im Herbst lädt der Park zum Spazieren ein.

 Die breiten Wege der Unteren Anlagen laden zum Flanieren ein. Wer es wilder und waldiger mag, ist im oberen Teil gut aufgehoben.

Die breiten Wege der Unteren Anlagen laden zum Flanieren ein. Wer es wilder und waldiger mag, ist im oberen Teil gut aufgehoben.

Foto: Barmer Verschönerungsverein

Wuppertal Wer aus der Barmer Innenstadt in südlicher Richtung den Berg hinauf marschiert, landet unweigerlich in den Barmer Anlagen. Doch diese 100 Hektar Wald, Wiesen, Teiche und Gehwege sind nicht etwa städtisch, sondern privat: der zweitgrößte Privatpark Deutschlands. Ihn darf man sogar kostenlos betreten. 1864 wurde der Barmer Verschönerungsverein gegründet durch vermögende Wuppertaler Fabrikanten. "Sie kauften Wiesen, damit die Arbeiter ihrer Fabriken einen Platz zum Entspannen hatten", erklärt Ilka Hertrampf, Geschäftsführerin des Barmer Verschönerungsvereins.

Der Düsseldorfer Gartendirektor Joseph Clemens Weyhe legte den planerischen Grundstein für den Park, der auch heute noch 35 Kilometer Wanderwege verzeichnet. Besonders in der jetzigen Jahreszeit, wenn das Laub schön gefärbt ist, bietet sich ein Besuch der Barmer Anlagen an. Zumal der Park auch diverse besondere Bäume zu bieten hat: Mammutbaum, amerikanische Roteiche, ungarische Silberlinde, Zeder und orientalische Tanne. Sogar eine "Jahrhunderteiche" gibt es, die 1908 gepflanzt wurde. Sie steht in den oberen Anlagen am Höhenweg, der unweit des Toelleturms durch den Wald führt.

Stelen zeigen, wo Bergbahn fuhr

Der 1887 erbaute Turm auf den Südhöhen Wuppertals ist ein Wahrzeichen der Barmer Anlagen. Bereits 1888 wurde er für alle Besucher geöffnet, denn von ihm aus hat man einen herrlichen Rundumblick. Nach seiner Sanierung kann er seit 1990 wieder bestiegen werden, an Sonntagen zwischen 11 und 17 Uhr, wenn das Wetter es zulässt.

Andere Wahrzeichen der Barmer Anlagen gibt es nicht mehr: Etwa die berühmte Barmer Bergbahn, eine elektrisch betriebene Zahnradbahn, die von 1894 bis 1959 von der Barmer Innenstadt zum Toelleturm verkehrte und die einzige Verbindung auf die Südhöhen darstellte. Von dort gab es wiederum Straßenbahn-Verbindungen nach Remscheid, Ronsdorf, Cronenberg und Solingen. Eine Reihe von Stelen lassen die Trasse und den ehemaligen Verlauf der Bergbahn von der Unteren Lichtenplatzer Straße aus nachvollziehen.

Diese Straße ist es auch, die die Unteren von den Oberen Barmer Anlagen trennt. Unterhalb der Straße lag früher die Barmer Stadthalle, oberhalb das Planetarium, das ebenfalls im Krieg zerstört und nicht mehr aufgebaut wurde. Heute wäre es sicher ein großer Anziehungspunkt für Barmen. Der 2006 sanierte Kinderspielplatz sowie der Aussichtspunkt daneben werden nach wie vor rege frequentiert. Durch die Hanglage — immerhin gilt es, 135 Höhenmeter zurückzulegen — ergeben sich immer wieder schöne Ausblicke auf das Wupper-Tal. Im Winter finden sich in den Anlagen die besten Rodelwiesen.

Wer durch die Anlagen spaziert, kann 17 Denkmäler entdecken, die genau wie der Park vom Barmer Verschönerungsverein gepflegt werden. "Nur zwei Gärtner halten die eine Million Quadratmeter in Schuss", sagt Hertrampf. Die Barmer Anlagen finanzieren sich nur aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen. 922 Mitglieder zählt der Barmer Verschönerungsverein, "die meisten sind allerdings schon über 70 Jahre alt", erläutert die Geschäftsführerin des Vereins. Nachwuchs sei immer willkommen.

(RP)
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