Wuppertal Sie verarztet Löwen, Tiger und Goldkatzen

Wuppertal · Vorsichtig tupft Maya Kummrow die Kralle von Gaukli sauber. "Gleich ist es vorbei", sagte sie beruhigend zu dem etwa 50 Zentimeter großen Raubvogel, einem Gaukler, den Tierpfleger René Wetzel auf seinem Schoß festhält.

Goldkater "Fu" spielt mit Hauskatze "Nemo"
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Goldkater "Fu" spielt mit Hauskatze "Nemo"

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Foto: Grüner Zoo Wuppertal

Der Vogel hat offene Risse an der Fußsohle. Die Tierärztin reinigt die Wunde, erneuert den Verband. Ein kleiner Einsatz auf ihrer Tierarztrunde. Verabredet hat sie ihn bei der Morgenvisite gemeinsam mit Direktor Arne Lawrenz und Kurator André Stadler. Die drei besuchen jeden Morgen alle Gehege, lassen sich von den Pflegern berichten, wie es den Tieren geht. Braucht ein Zoobewohner ärztliche Hilfe, fährt Maya Kummrow später mit ihrem elektrischen Veterinär-Mobil zu den Patienten, begleitet von einer Tierarzthelferin.

Nach dem Besuch bei Raubvogel Gaukli geht es zu den afrikanischen Hausziegen. Eine lahmt, hatte es geheißen. Doch als die Tierärztin in der quirligen Herde einzelne Beine abtastet, findet sie keine Verletzung.

Gut geht es auch Nemo, der drei Monate alten rotgetigerten Hauskatze. Er ist Spielkamerad von Fu, der einen Monat älteren asiatischen Goldkatze. Weil Fu von Pflegern großgezogen wird, soll Nemo ihm beibringen, sich wie eine Katze zu benehmen. Einen Tag zuvor hat Maya Kummrow Nemo geimpft, heute tobt er wieder - genauso wie Fu. Die Tierärztin lässt es sich nicht nehmen, mit den beiden zu spielen.

Auf einem Bauernhof bei Zürich aufgewachsen, umgaben Kummrow Tiere von Kindesbeinen an. Aber mit Wildtieren umgehen, das war ihr großer Traum.

Erst wollte sie Forscherin im Urwald werden. Doch als sie begriff, dass das unrealistisch ist, wurde sie Zoo-Tierärztin.

Zu ihrem Arbeitstag gehören viele Gespräche mit den Pflegern: "Wir überlegen, was wir verbessern können, welche Tiere mehr Platz brauchen, ob wir das Futter umstellen", zählt sie auf. Viel Büroarbeit muss sie auch erledigen, denn sie muss alles dokumentieren. Etwa zweimal im Monat operiert sie in ihrem Mini-OP.

Sie freut sich auf Unterstützung. Denn ab August wird sie einen Kollegen zum Zoo-Tierarzt fortbilden. Nach dem Muster ihrer eigenen Ausbildung in den Vereinigten Staaten und in Kanada.

So ein Projekt gehört zu den Dingen, die sie an Wuppertal gereizt haben. An ihrer vorherigen Arbeitsstelle im Zoo Hannover habe sie viel gelernt, sagt sie. Aber der Park sei fertig gewesen. Als Arne Lawrenz ihr die Stelle in Wuppertal anbot, griff sie zu. Denn in Wuppertal kann sie mitgestalten - von einem Streichelzoo bis zum geplanten Fuhlrott-Campus in den Zoosälen. Dort wird es eine gläserne Praxis geben, bei der die Besucher ihr zusehen können.

Ihr gefällt es in Wuppertal: "Die Menschen sind unglaublich freundlich." Und die Landschaft erinnere sie an ihre Heimat: "Viele Teile der Schweiz sehen aus wie Wuppertal."

(RP)
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