Wuppertal Tanzzentrum zu Ehren von Pina Bausch
Wuppertal · Früheres Stadttheater soll mit neuer Funktion wiederbelebt werden. Kosten für das Projekt sind derzeit noch unklar.
Bald sechs Jahre ist es her, dass Pina Bausch starb. Der Tod der wohl bekanntesten deutschen Choreographin hinterließ eine Lücke im Kulturleben der Stadt Wuppertal, die bis heute nicht geschlossen ist. Das Tanztheater lebt zwar weiter von seinem enormen Renommee, Aufführungen im In- und Ausland sind immer stark nachgefragt. Doch wirklich Neues ist bislang nicht entstanden, noch beschränkt sich das Ensemble auf die Bewahrung des Alten und inszeniert eines der 40 Stücke von Pina Bausch neu.
Die heimische Bühne von Pina Bausch verkommt derweil: Das Schauspielhaus wurde im Sommer 2013 geschlossen, weil die hoch verschuldete Stadt die dringend erforderliche Renovierung der Bühne und die anschließenden Folgekosten nicht stemmen konnte. Bundesweit sorgte die Entscheidung für Schlagzeilen, trotz großer Proteste konnte die Schließung nicht verhindert werden. Unter Kulturschaffenden kursierte damals der Satz: "Wenn Pina noch lebte, wäre das nicht passiert!"
Bildband: "Pina – Der Film und die Tänzer"
Für das Theater im Wupperbogen kann es nun in einigen Jahren eine neue Funktion geben: Es soll zum Internationalen Tanzzentrum Pina Bausch ausgebaut werden. Das ist zumindest der Wunsch eines Fördervereins, der sich die Einrichtung eines solches Hauses auf die Fahne geschrieben hat. Auch die Stadt zeigt die Bereitschaft, sich an dem Vorhaben zu beteiligen. Allerdings verweist sie auch darauf, dass ein solches Vorhaben nur umgesetzt werden kann, wenn Bund und Land mitziehen: und zwar nicht nur bei den Investitions-, sondern vor allem den Betriebskosten.
Wie hoch die Investitionskosten für das Tanzzentrum ausfallen, wann der Umbau beginnen könnte, wann die ersten Stücke aufgeführt werden - all das steht noch in den Sternen. Die in der Lokalpresse genannte Summe von 51 Millionen Euro Baukosten ist laut Stadtkämmerer Johannes Slawig mehr geraten als geschätzt. Wichtig sei es, dass die Bundesregierung in ihrem Bundesetat für 2015 eine Million Euro bereitgestellt habe, damit das Projekt jetzt planerisch angeschoben werden kann. "Damit sind wir einen ganz, ganz großen Schritt weiter", sagte Slawig jüngst auf einer Infoveranstaltung. Im Sommer oder Herbst kommenden Jahres könnte dann eine genaue Summe genannt werden. Das sei dann eine "Entscheidungsgrundlage".
Das künftige Tanzzentrum Pina Bausch soll nach den derzeitigen Plänen vier Bereiche umfassen: das Tanztheater, ein Produktionszentrum, ein Bürger-Forum und das Archiv der Pina Bausch Foundation. In dem Tanztheater soll das Repertoire von Bausch gezeigt werden. Der Geschäftsführer des Tanztheaters, Dirk Hesse, geht davon aus, dass man sich auch in Zukunft weitgehend auf die Stücke der in Solingen geborenen Choreographin konzentrieren wird. Zumindest auf Nachfrage will er aber auch nicht ausschließen, dass das Tanztheater "zwei oder drei" Gastchoreographen einlädt und das "Ergebnis dann den Bürgern präsentiert". Konkrete Pläne gibt es aber offenbar noch nicht.
Auf Interesse dürfte auch die Gründung eines Archivs zu Arbeit und Werk von Pina Bausch stoßen. Die Idee dazu habe seine Mutter "schon lange in sich getragen", betonte Salomon Bausch. In dem Archiv sollen Videos, Regiebücher, Plakate, Preise, Ehrungen oder Verträge. Das Werk seiner Mutter solle in die Zukunft getragen werden, betonte Salomon Bausch, der die nach seiner Mutter benannte Stiftung vertritt. Pina Bausch habe so vieles geschaffen, "was flüchtig ist und intensiver Pflege bedarf".
