Wuppertal Wie glücklich sind die Wuppertaler?

Wuppertal · Das Wuppertal Institut will das Glück in der Stadt per App erforschen - wie geht es den Bürgern hier? Was ist gut? Was muss besser werden? Der Projektleiter erhofft sich von dieser Pionierarbeit übertragbare Ergebnisse.

 Hans Haake sucht nach alternativen Wohlstandsmodellen - und hofft auf Unterstützung durch Smartphonenutzer.

Hans Haake sucht nach alternativen Wohlstandsmodellen - und hofft auf Unterstützung durch Smartphonenutzer.

Foto: Fries

Das Glück wohnt in Wuppertal. Genauer gesagt am Döppersberg. Neben der Großbaustelle am offenen Herzen der Stadt sitzt das Wuppertal Institut in einem prachtvollen klassizistischen Altbau. Dort macht man kein Glück. Aber dort wird jetzt das Glück erforscht. Und daraus kann dann etwas entstehen, was zu mehr Zufriedenheit beiträgt.

Wie glücklich sind die Wuppertaler? Wann, wo, mit wem und während sie was tun? Das sind die Fragen, die jetzt 1000 Wuppertaler beantworten sollen. Nicht auf langen Fragebögen. Sondern auf dem Smartphone. Das Wuppertal Institut bringt jetzt eine App heraus, die sich dem Glück der Einwohner widmet - sie heißt: "Glücklich in Wuppertal".

Damit will die Forschungseinrichtung - gemeinsam mit der Düsseldorfer Happiness Research Organisation - erfahren, wie glücklich die Wuppertaler sind. Der Projektverantwortliche Hans Haake (33) sagt, es gebe kaum Daten, um das zu messen. Das soll das Projekt ändern. Damit leistet es Pionierarbeit. Eine langfristige lokale Erforschung des Gemütszustands der Bewohner hat es so noch nicht gegeben.

Seit Jahren gibt es in den Wirtschaftswissenschaften die Diskussion, wie man die Lebensqualität und den Wohlstand anders messen kann als über das Bruttoinlandsprodukt. Dass reine Wirtschaftsleistung und Glück sich nicht bedingen, zeigt etwa das südasiatische Bhutan, das eines der ärmsten Länder der Welt ist - auf dem Glücksindex aber auf Platz 1 liegt. Haake: "Es gibt Indikatoren, anhand derer wir die Lebensqualität annähernd ablesen können - aber da bleibt eben eine Lücke: Wie zufrieden sind die Menschen, wie ist ihr subjektives Gefühl?"

Diese Lücke soll geschlossen werden. Die App fragt dazu Daten und Gefühle der Nutzer ab. Es gibt Fragen, bei denen es um Bildung, Gehalt und Sozialstruktur geht und Fragen aus der Glücksforschung, bei denen die Nutzer ihre Gefühle einordnen müssen.

Das reicht von Bauchgefühlen -wie oft waren Sie in letzter Zeit glücklich, traurig, wütend? - über eine differenzierte Wahrnehmung von Glück: Wie sinnvoll und selbstbestimmt ist mein Leben? Dazu kommen Fragen, die auf die Verhältnisse in Wuppertal gemünzt sind. Sie betreffen die Infrastruktur, den ÖPNV oder Angebote für Ältere oder Kinder - aber auch Themen wie die geplante Seilbahn oder den Bau des Factory Outlet Centers.

Wuppertal ist ein spannendes Terrain für die Glücksforschung - eine Stadt mit hoher Arbeitslosigkeit, aber starkem bürgerschaftlichen Engagement. Eine heterogene Stadt, sowohl sozial als auch von der Topographie, geprägt vom Strukturwandel. Haake erhofft sich Ergebnisse, die auch auf andere Städte übertragbar sind.

Alle drei Monate sollen die Nutzer den Fragebogen erneut ausfüllen, damit die Forscher eine Entwicklung messen können. Dazu gibt es die Möglichkeit, spontan glückliche oder unglückliche Momente zu posten - so soll ein Bild entstehen darüber, wo, wann und warum sich Menschen in der Stadt wie fühlen.

Das ist nicht so simpel, wie der Begriff "Glück" klingt. "Glück ist vielschichtig", erklärt Haake. Aber schon die Beschäftigung damit hebt das eigene Glücksgefühl, so die Forschung. Dazu gibt es noch andere Gründe mitzumachen. Denn die Stadtwerke (WSW) und die Stadtsparkasse spenden für jeden Teilnehmer fünf Euro für ein soziales Projekt vor Ort über die Spendenplattform betterplace.org.

Die Sparkasse will mit der Unterstützung den Wohlstand fördern - auch den immateriellen - , die WSW wollen die Heimat stärken.

Die App-Daten sollen nicht im wissenschaftlichen Elfenbeinturm verstauben. Stattdessen kündigt das Wuppertal Institut an, die Ergebnisse alle sechs Monate auszuwerten und der Stadt zur Verfügung zu stellen, damit die entsprechenden Stellschrauben gedreht werden können. Ob das geschieht, weiß noch keiner.

(RP)
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