Wuppertal Wuppertalerin will die erste Deutsche im All werden

Wuppertal · Patricia Schneider gehört zu den 30 Bewerberinnen, die sich noch Hoffnung auf eine ISS-Mission machen können.

 Patricia Schneider bei einer Veranstaltung des Wettbewerbs "Die Astronautin" in Berlin.

Patricia Schneider bei einer Veranstaltung des Wettbewerbs "Die Astronautin" in Berlin.

Foto: Juliana Socher

Während manche Menschen vor großen Herausforderungen oder Abenteuern eher zurückschrecken, stürzt sich Patricia Schneider kopfüber und fröhlich auf alles Neue. Alleine ins Ausland im Schulalter? Sicher. Studieren in Frankreich? Auf jeden Fall. Praktikum in Sibirien? Sofort.

"Das All und die Raumfahrt haben mich schon immer fasziniert. Als ich sieben Jahre alt war, gab es bei der Sendung mit der Maus die Zeichentrick-Astronautin Erika Klose. Die war meine größte Heldin", erklärt Patricia Schneider. Heute ist sie 29 Jahre alt, hat erst Biochemie, dann Chemie studiert. Jetzt setzt sie noch Physik obendrauf, neben dem Job. Sie arbeitet in der Batterieforschung, vornehmlich geht es dabei um Elektroautos. Sie wohnt in Wuppertal, studiert in Köln, arbeitet in Münster. Und jetzt steckt sie mitten in der Bewerbungsphase um eine Ausbildung zur Astronautin. Das Unternehmen HE Space in Bremen hat es sich zum Ziel gemacht, zum ersten Mal eine weibliche Deutsche zur Astronautin zu machen. Gleichzeitig soll die Kandidatin als Botschafterin für Naturwissenschaften, Ingenieurwesen und Mathematik fungieren und Mädchen Mut machen, sich für diese Fächer zu engagieren. HE Space arbeitet in der Bewerbungsphase mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt zusammen.

Von anfangs 408 Bewerberinnen sind jetzt nur noch 30 übrig geblieben. "Konkurrenzkampf gibt es aber nicht. Das sind alles tolle Frauen, und wer es am Ende schafft, steht ja im Prinzip jetzt schon fest. An den Persönlichkeiten und Lebensläufen lässt sich jetzt nichts mehr ändern", sagt Schneider. Die Auswahl verlief durch Fragebögen, Interviews und psychologische Tests. Dazu kamen bis jetzt schon zwei Intensiv-Workshops, in denen die körperliche Belastbarkeit der Frauen getestet wurde. Sie müssen zwischen 27 und 37 Jahre alt sein und idealerweise Naturwissenschaftlerinnen oder Ingenieurinnen sein. Aber auch Kampfjetpilotinnen sind dabei. "Am Ende dürfen zwei die Ausbildung zur Astronautin machen, aber nur eine wird fliegen", erzählt Schneider. Die Entscheidung wird im Sommer fallen. Die Ausbildung wird dann entweder in Houston oder in Moskau absolviert und dauert fast drei Jahre - der Flug zur Internationalen Raumstation ISS wäre dann im Jahr 2020. Im März werden die letzten 20 Kandidatinnen ausgewählt, bis dahin gibt es unter anderem einen einwöchigen medizinischen Test. "Da mache ich mir wenig Sorgen, ich bin gesund und mache viel Sport", so Schneider. Fünfmal pro Woche trainiert sie, geht laufen, schwimmen und ins Fitnessstudio. Und sie hat ihre Ernährung umgestellt, lässt vor allen Dingen Zucker weg. Wenn sie Zeit findet, geht sie einem weiteren sportlichen Hobby nach: dem Bergsteigen. "Seit ich mich beworben habe, ist es, als hätte jemand einen Turbo-Knopf an meinem Hinterkopf gedrückt. Ich habe ohne Ende Energie und gebe einfach alles, um mir diesen Traum zu ermöglichen."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort