Remscheid G 8 oder G 9? "Eltern haben bereits die Wahl"

Remscheid · Schulleiter sehen Pläne der NRW-Schulministerin gelassen. Durch Kooperation stünden Schülern in Lennep viele Wege offen.

Flexi-Schule, G 8 oder G 9, sechs Jahre Sekundarstufe 1? Wohin steuert das Schulministerium, wenn es um die Gestaltung der weiterführenden Schulen geht? Die von Ministerin Sylvia Löhrmann angestoßene Diskussion über individuell zugeschnittene Schullaufbahnen verfolgen die drei Schulleiter der weiterführenden Schulen in Lennep eher gelassen.

Das Prinzip, dass jedem Kind die Zeit gelassen wird, die es zum Lernen braucht, "das praktizieren wir hier bereits", sagt Matthias Lippert, Direktor des Röntgen-Gymnasiums. Damit meint er die Lenneper Bildungslandschaft, die Durchlässigkeit im System und enge Kooperation ermöglicht in Form von gemeinsamen Lerngruppen und Unterricht, Schüleraustausch, Wettbewerben und durch gemeinsame Beratung von Eltern, die ihr Kind nach der Grundschule an eine weiterführende Schule anmelden wollen. Am 7. Februar, dem Beratungstag, sitzen die Eltern tatsächlich den drei Schulleitern gegenüber: neben Matthias Lippert, Jörg Bergemann, Leiter der Albert-Schweitzer-Realschule, und Guido Quint, kommissarischer Schulleiter der Hauptschule Hackenberg.

Was alle drei bisher immer wieder feststellen, ist, dass viele Eltern ihren Fokus auf das Abitur richten, diesen Weg als einzig sicheren ins Berufsleben sehen, die Hauptschule eher als Sackgasse. Vielleicht überlegen sie, ob ihr Kind das Abitur in acht Jahren auf dem Gymnasium oder in neun Jahren auf der Gesamtschule erreichen kann. "Aber mittlere Bildungsabschlüsse verlieren sie dabei häufig aus den Augen", sagt Bergemann. "Gerade in Remscheid brauchen Unternehmen junge Menschen mit mittleren Bildungsabschlüssen." Und Guido Quint ergänzt: "Die Betriebe setzen voraus, dass Schüler in die duale Ausbildung gehen." Allerdings werden beide sowie Matthias Lippert niemanden das Abitur ausreden, der vor den Anmeldeterminen zu ihrer gemeinsamen Beratung in die Schule kommt. Vielmehr zeigen sie auf, dass der Weg auch über die Realschule oder auch Hauptschule zu diesem Abschluss führen kann. So können Spätzünder oder Schüler, die längere Zeit zum Lernen benötigen, nach sechs Jahren in der Sekundarstufe 1 zum Röntgen-Gymnasium wechseln.

Diesen Übergang versuchen die Schulleiter bereits seit einiger Zeit erfolgreich so leicht wie möglich zu machen. "Die erste Begegnung ist bereits in den dritten Schuljahren der Grundschule", berichtet Lippert. Bestimmte Standards und Unterrichtsinhalte werden mit den Lenneper und Lüttringhauser Grundschulen abgesprochen.

Beim Projekt MINTeinander, bei dem es um Förderung in den mathematisch, naturwissenschaftlichen Fächern (MINT) geht, beschäftigen sich alle Grundschulen zum Beispiel mit dem Thema Magnetismus. Schul- und stufenübergreifend sollen Schüler durch gemeinsames Experimentieren praktischen Zugang zu den Naturwissenschaften gewinnen. Das Röntgenlabor RöLab nutzen alle drei Schulen. Alle haben Lehrerstundenanteile abgegeben, damit ein Lehrer mit halber Stelle dieses Labor betreuen und die Lerngruppen mit begleiten kann. Unterm Strich fallen bei diesen schulübergreifenden Begegnungen Schranken, Vorurteile werden abgebaut. Schüler und Lehrer lernen sich schulübergreifend kennen. Als weiterer Pluspunkt komme hinzu: die Schulformen - Hauptschule, Realschule und Gymnasium - liegen räumlich nah beieinander.

(RP)
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