Remscheid Gedenkfeier erinnert an SS-Opfer

Remscheid · 71 Menschen wurden kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges, ermordet.

Viele Jogger und Spaziergänger blieben interessiert stehen, als sie am Mahnmal in der Wenzelnbergschlucht eine große Menschenmenge wahrnahmen. Zwischen den Fahnen verschiedener Gruppierungen sahen sie Transparente mit Aufschriften wie zum Beispiel "Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen". Sie lauschten der Gedenkfeier, die an die 71 Opfer erinnerte, die die SS noch kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges am 13. April 1945 ermorden ließ.

Leverkusens Oberbürgermeister Uwe Richrath betonte, dass kaum jemand für diese Morde zur Rechenschaft gezogen worden sei. Man könne sich kaum vorstellen, was die Opfer durchgemacht hätten. Silvia Rölle von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/ Bund der Antifaschisten (VVN/BdA) fühlt sich moralisch verpflichtet, den Faschismus zu bekämpfen.

Sie berichtete von Otto Gaudich, der in ihrer Heimatstadt Mülheim an der Ruhr zunächst SPD-Mitglied war und 1924 zur Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) wechselte. Nach seinem KZ-Aufenthalt schmuggelte er das Lagerlied von Börgermoor, das sogenannte Moorsoldatenlied, nach Hause. Es wurde am Gedenktag gesungen.

Schüler der Leverkusener Käthe-Kollwitz-Gesamtschule sind bereits vor einigen Wochen den Weg zum Mahnmal gelaufen. "Wir sind den Weg gegangen, den die Ermordeten gegangen sind. Es war für uns kaum zu ertragen, dass die Opfer wohl gewusst haben, was auf sie zukommt. Das Schicksal dieser Personen führt uns vor Augen, was Hass bewirken kann", sagten sie und lasen im Anschluss alle Namen der Opfer vor. Die Schule, in der Kinder aus 20 Nationen unterrichtet werden, ist mit dem Thema eng verbunden. Jährlich kommen Zeitzeugen in die Schulbücherei und erzählen den Zehntklässlern aus der damaligen Zeit. Das Schulmotto "Wir leben und lieben den Unterschied" mache auf die unterschiedlichen Werte, Religionen und Kulturen aufmerksam. Niemand dürfe aus diesen Gründen verfolgt werden. Die Gedenkfeier, an der auch Nachkommen und Verwandte der Opfer teilnahmen, wurde musikalisch umrahmt von Beiträgen des Symphonischen Blasorchesters der Musikschule der Stadt Leverkusen. Die inhaltliche Ausrichtung der Veranstaltung liegt im jährlichen Wechsel in den Händen der fünf Städte, die direkt von der Ermordung der 71 Menschen betroffen sind. Neben Langenfeld sind dies die Städte Leverkusen, Remscheid, Solingen und Wuppertal. www.nrw.vvn-bda.de

(RP)
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