Remscheid Gemüse schneller verzehren

Remscheid · Die Remscheider Tafel sieht der geplanten Verlängerung des Mindesthaltbarkeitsdatums für Lebensmittel gelassen entgegen. Es wird mit weniger Ware gerechnet. Wichtig bei der Lagerung sei die richtige Kühlung.

 Jürgen Urbinger, Carsten Jacobsen und Tamara Gramm (v.l.) teilen für bedürftige Menschen in Remscheid Lebensmittel aus, die Supermärkte nicht mehr verkaufen wollen.

Jürgen Urbinger, Carsten Jacobsen und Tamara Gramm (v.l.) teilen für bedürftige Menschen in Remscheid Lebensmittel aus, die Supermärkte nicht mehr verkaufen wollen.

Foto: Nico Hertgen

Lebensmittel im Wert von rund 300 000 Euro würden pro Jahr in Remscheid vernichtet, sagt Jürgen Urbinger, Leiter der Remscheider Tafel. "Als ich 1997 diese Einrichtung gründete, lag der Betrag bei etwa 700 000 D-Mark."

Ein Grund dafür sei sicher das auf der Ware angegebene Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD), denn die Menschen würden sich daran halten, wie an ein Gesetz. Jeder Joghurt oder die Verpackung mit Wurst seien in den Köpfen sofort nach Überschreitung des aufgedruckten Datums schlecht, so Urbinger.

Dieses Datum soll nun geändert werden. Das zuständige Ministerium für Landwirtschaft und Ernährung in Berlin überlegt, ob eine neue Kennzeichnung der Lebensmittel und eine Verlängerung des Mindesthaltbarkeitsdatums auf Produkten möglich sei.

Auf Bundesebene werden pro Jahr rund 20 Millionen Tonnen an Lebensmitteln vernichtet. Den Bedürftigen in Remscheid sei es jedoch völlig egal, ob ihre Nudeln das MHD um einen oder zwei Tage überschritten hätten, meint Urbinger.

Konsequenzen nicht absehbar

"Welche genauen Folgen daraus entstehen könnten, wenn das MHD verlängert wird, kann ich für unsere Tafel noch nicht ausmachen", sagt Jürgen Urbinger. Wahrscheinlich sei es, dass die Einrichtung weniger Lebensmittel bekommen würde, weil die Produkte länger im Handel gelassen würden. "Wenn die Ware dann bei uns ankommt, müsste sie sicher sofort verteilt werden und könnte nicht noch gelagert werden", sagt er weiter.

Ähnlich sieht das auch Dr. Frank Neveling, Leiter des städtischen Gesundheitsamtes. Voraussetzung sei dann ein schneller Verzehr des Produkts, sowie vorab die richtige Lagerung. "Joghurt kann sicherlich eine gute Woche über das MHD hinaus verbraucht werden, entscheidend ist aber die Kühlung vorher."

Dies gelte besonders für gefrorene Lebensmittel. Viele würden einkaufen gehen, ohne eine geeignete Kühltasche, die Ware taut auf und müsste als Konsequenz sofort gegessen werden.

Die meisten Verbraucher würden ihre Produkte jedoch nochmals einfrieren und erst später konsumieren. Jürgen Urbinger hat deshalb schon vor einiger Zeit Hinweisschilder in der Tafel ausgehangen, die darauf hinweisen, dass Gefrierfleisch sofort nach Erhalt verbraucht werden muss.

Große Anzahl an Bedürftigen

"Abnehmer für unsere Produkte gibt es in Remscheid wahrlich genug", sagt Urbinger. Seit vergangenem Jahr hat er 900 registrierte Personen, die Lebensmittel benötigten würden. Noch einmal so viele würden von diesen in ihren Familien mit der Ware versorgt, sagt er.

(min)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort