Remscheid Ex-Model rückt das Schönheitsideal gerade

Remscheid · Kera Rachel Cook sprach vor GBG-Schülerinnen über ihre Model-Karriere, Essstörungen und Manipulationen von Modefotos.

 Gesundheit ist wichtiger als Modelmaße - diese Botschaft versuchte Kera Rachel Cook Schülerinnen zu vermitteln.

Gesundheit ist wichtiger als Modelmaße - diese Botschaft versuchte Kera Rachel Cook Schülerinnen zu vermitteln.

Foto: nico Hertgen

"Hungern war gestern - warum Gesundheit so viel wichtiger als Schönheit ist" lautete der Titel eines Vortrags, in dem sich Kera Rachel Cook vor Schülerinnen des Gertrud-Bäumer-Gymnasiums mit einem gängigen Schönheitsideal und dem Schlankheitswahn auseinandersetzte. Die ehemalige "Germany's next Topmodel"-Kandidatin erzählte den Siebt- bis Elft-Klässlerinnen rund 90 Minuten lang über ihr früheres Modelleben und ihre damit einhergehende Essstörung.

"Ich war lange Zeit essgestört", gestand die 27-Jährige, die später als "Plus Size-Model" (ab Konfektionsgröße 38) gearbeitet hatte. "Mit meiner überdurchschnittlichen Größe und meinem Körperbau hatte ich früh Probleme, weshalb ich mich nie zugehörig gefühlt habe. Das hat mich ganz schön verunsichert." Ihre Selbstwahrnehmung war gestört. Fressattacken plagten sie. Um nicht zuzunehmen, schluckte sie Abführmittel oder Appetitzügler. Die körperlichen Folgen waren Schwindel, Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Zittern und Durchfall - ein Leidensweg. Kera Rachel Cook klärte die Schülerinnen offen über ihr Krankheitsbild, eine Art der Bulimie, auf.

"Dadurch, dass Kera eigene Erfahrungen in diesem Bereich hat, wirkte der Vortrag auf mich sehr echt. Es hat mich wirklich berührt", meinte Isabel Wohlfarth (12). Sie und ihre Freundinnen Gizem Akgürek (13) und Emilia Schnitzler (12) konnten sich mit den Problemen der jungen Frau identifizieren, die einem Schönheitsideal nacheiferte, das durch Werbung und Model-Shows vorgegaukelt wird.

Genau das wollte auch Schulleiter Stephan Döring erreichen. Es sei wichtig, junge Mädchen über solche Probleme aufzuklären. Auch am GBG habe es einige Fälle von Essstörungen bei Schülerinnen gegeben. Dass sich Mädchen versuchen, sich einem Schönheitsideal, das gleichsam vorgegaukelt wird, anzupassen, zeigten einige Vorher-Nachher-Beispiele, die das Ex-Model präsentierte. Über das Bildbearbeitungsprogramm Photoshop werden die Fotos von Models manipuliert bis hin zur Perfektion: Am Computer werden Beine verlängern, Bauch und Oberschenkel gestrafft, wird die Taille reduziert und die Haut bis zur Makellosigkeit von Pickeln und Flecken befreit.

Mit Bildbeispielen aus ihrem eigenen Leben gab das Ex-Model einen Denkanstoß, das Schönheitsideal in Frage zu stellen und das Selbstbild zu stärken - das wurde in der anschließenden Diskussion deutlich. Die Schülerinnen stellten dem Gast viele Fragen zu ihrer Model-Karriere und ihrer jetzigen Lebenssituation.

Mittlerweile hat sich die 27-Jährige, die sich als "Botschafterin für Gesundheit und Selbstliebe" bezeichnet, vom Modeln distanziert, da sie nicht mehr auf ihren Körper und ihr Aussehen reduziert werden möchte. Sie will die Botschaft übermitteln, das genau so auch die inneren Werte jedes Menschen zählen.

"Obwohl es eine sehr schwere Zeit für mich war, möchte ich meine Erfahrung im Bereich Essstörung nicht missen, denn sie macht mich zu der Person, die ich heute bin."

Jetzt arbeitet Kera als Ernährungs- und Fitnesstrainerin und hofft, dass sie mit ihren Vorträgen die jungen Mädchen erreichen kann.

(RP)
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