Remscheid Geschichte und Genuss auf dem Lenneper Markt

Remscheid · Am Obststand wartet Norbert Matulla mit einem Korb voller geschnittener Melonenstücke auf die jungen Besucher. Alexander guckt skeptisch. "Das ist lecker", motiviert Lehrerin Carmen Spies die Kinder zu einem herzhaften Biss in das frische Obst.

 Fruchtige Pause - Schüler der GGS Hackenberg besuchen Norbert Matula am Gemüse- und Obststand und probieren Melonenstreifen.

Fruchtige Pause - Schüler der GGS Hackenberg besuchen Norbert Matula am Gemüse- und Obststand und probieren Melonenstreifen.

Foto: Jürgen Moll

Zur ersten Kinder-Führung über den Lenneper Wochenmarkt hat sich die Klasse 3a der Gemeinschaftsgrundschule Hackenberg gestern Morgen auf den Weg in die Altstadt gemacht. Dort empfängt Stadtführerin Claudia Holtschneider an der evangelischen Stadtkirche die Gruppe von 26 Schülern. Das Remscheider Stadtmarketing hat die Aktion ins Leben gerufen und gemeinsam mit der IG Remscheider Stadtführer auf den Weg gebracht. Einmal soll damit die Institution Wochenmarkt frischen Wind erhalten. Und zum anderen wird den Grundschülern der Wert frischer Produkte aus der Region und gesunder Ernährung näher gebracht.

Dass dies heute nicht mehr selbstverständlich ist, bestätigt Landwirt Hermann Kempe. "Ich stehe seit 40 Jahren mit meinen Waren auf dem Markt. Wer früher als Kind mit seinen Eltern hier eingekauft hat, gibt diese Erfahrung an seine Kinder weiter. Das ist aber nicht mehr die Regel", sagt der Landwirt. Er freut sich, dass die Mädchen und Jungen an seinen Stand kommen und erzählt, wie die Lebensmittel von seinem Hof bis in den Verkaufswagen gelangen. Die Kinder sollen erfahren, dass die Milch eben nicht aus der Supermarkttüte kommt und die Möhren nicht im Discounter wachsen. So sei der Marktbesuch der jungen Verbrauchergeneration eine "super Idee", urteilt Kempe. Und damit ihre Schüler auf den Geschmack ausgewogener Kost kommen, kauft Lehrerin Gisela Dammann jede Menge Äpfel. Lennep-Kennerin Holtschneider lässt die Kids raten, um welche Obst- und Gemüsesorten es sich wohl bei der Auslage handelt und verknüpft ihren Vortrag zugleich mit einem Ausflug in die Stadtgeschichte. Wie die Lebensmittel wohl vor vielen hundert Jahren zu den Menschen kamen, als man ja noch nicht zu Aldi oder Lidl zum Einkaufen ging? Klare Sache, wissen die Jungen und Mädchen: Der Markt kam in die Stadt. Der Graf von Berg hat den Stadtbewohnern erlaubt, einen Wochenmarkt zu veranstalten. Einmal im Jahr gab's auch - wie der Name schon sagt - den Jahrmarkt. "Das war so etwas wie eine Kirmes", weiß ein Steppke. Und um Lennep herum verlief eine Mauer. Auf einer historischen Aufnahme erkennen die Schüler, dass sich die Ansicht auf Lennep in den letzten 200 Jahren gar nicht so sehr verändert hat.

(bona)
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