Remscheid Gesunde Küche trotz knappen Budgets

Remscheid · Der Verein "Die Verlässliche" bietet den Kindern in der Offenen Ganztagsbetreuung täglich nahrhafte Mahlzeiten an.

 Soraya (v.l.), Yannis, Adam, Marc, Fynn profitieren vom Engagement des Vereins "die Verlässliche". Wenn sie in der OGS Am Dörpfeld die Mensa besuchen, erwartet sie ein frisch gekochtes Mittagessen. Der Verein legt großen Wert auf die Vereinbarkeit von günstigen Preisen und gesunder Küche.

Soraya (v.l.), Yannis, Adam, Marc, Fynn profitieren vom Engagement des Vereins "die Verlässliche". Wenn sie in der OGS Am Dörpfeld die Mensa besuchen, erwartet sie ein frisch gekochtes Mittagessen. Der Verein legt großen Wert auf die Vereinbarkeit von günstigen Preisen und gesunder Küche.

Foto: Jürgen Moll

Fast ein Drittel aller Kinder, die an Remscheider Grundschulen im Offenen Ganztag betreut werden, leben an der Armutsgrenze oder darunter. Der Anspruch an das Schul-essen ist also klar: Es muss möglichst günstig sein. Dass ein erschwingliches Angebot und frische Küche aber nicht im Widerspruch zueinander stehen müssen, beweist die Arbeit des Vereins "Die Verlässliche". Der ist für die Nachmittagsbetreuung an einem Großteil der Remscheider Schulen zuständig und vertritt eine bewundernswerte Philosophie: Er will dafür sorgen, dass die Remscheider Kinder jeden Tag ein frisch gekochtes und gesundes Essen auf dem Teller haben.

Wie ambitioniert dieses Ziel eigentlich ist, wird nach einem Blick auf die Zahlen deutlich. Insgesamt nutzen 2278 Kinder in der Stadt den Offenen Ganztag. 1674 werden von "die Verlässliche" versorgt. Rund 560 dieser Kinder haben Anspruch auf Fördergelder aus den Töpfen des Bundesteilhabegesetzes. "Wenn man sich diese Zahlen ansieht, wird klar, dass etwa 30 Prozent unserer Ganztagskinder in Armut leben", sagt die Geschäftsführerin Gerda Spaan. "Da muss man natürlich besonders auf die Preisgestaltung achten."

Um auf vertretbare Essenspreise zu kommen (der Verein rechnet mit drei Euro pro Kind und Mahlzeit), setzt "die Verlässliche" auf die Arbeit vor Ort. "Wir haben das große Glück, dass wir keinen Gewinn machen müssen", erläutert Spaan. "Im Vergleich zu herkömmlichen Caterern können wir so das zusätzliche Geld in Personal und Lebensmittel investieren." Nur so sei es überhaupt möglich, in den Schulen frisch zubereitete Mahlzeiten anzubieten. "Wir beschäftigen zum Beispiel ausgebildetes Fachpersonal in den Küchen, das sich vor Ort um die Zubereitung der Lebensmittel kümmert." Mit der Auswahl der Gerichte ist unter anderem Andrea Ohler betraut, die als Ernährungsberaterin und Teamleiterin für den Verein tätig ist. "Wir orientieren uns dabei an den Vorgaben und Standards der deutschen Gesellschaft für Ernährung", sagt sie. "Das hilft uns dabei, den Eltern unsere Arbeit zu erklären." Überhaupt sei die Elternbildung ein wesentlicher Teil ihres Jobs, sagt Ohler. "Es ist heute eher die Regel als die Ausnahme, dass wir Erstklässlern erklären müssen, was eine Pellkartoffel ist." Daran werde ersichtlich, wie hoch der Bildungsbedarf bei den Erwachsenen eigentlich ist.

Das Aufgabenprofil für Erzieher und Schulbetreuer sei heute sehr viel breiter als früher. "Wir müssen vielen Kindern ein Grundwissen über Ernährung mit auf den Weg geben, das früher von den Eltern vermittelt wurde."

Mit Sorge betrachtet der Verein auch die Entwicklung beim Frühstück. Die Zahl der Kinder, die ohne etwas im Magen in die Schule kommen, steige von Tag zu Tag. Mittlerweile sei es normal, dass Eltern ihre Kinder ohne Frühstück um 7 Uhr vor der Schule abladen, sagt Spaan. "Für einige davon ist unser Mittagessen die erste Mahlzeit des Tages."

(RP)
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