Remscheid Gipfelstürme und Höhenflüge der Klarinette

Remscheid · Das zehnte Philharmonische Konzert begeisterte mit dem Solisten Sebastian Manz. Débussys Meeresrauschen.

Es kommt nicht oft vor, dass mitten in einem Konzert der Bergischen Symphoniker gelacht wird. Beim 10. Philharmonischen Konzert im Teo Otto Theater, dem letzten vor der Sommerpause, sorgte die Überraschungskunst einer wundervollen Klarinette für spontanes Lachen. Im Spiel des Klarinettisten Sebastian Manz endete ein rasendes, sich mit ungeheurer Dynamik gesteigertes Gewitter aus Kaskaden von schillernden Läufen mit einem kleinen Kicks, so als fiele ein Feuerwerk plötzlich zusammen. Abwechslungreich eilte das grandiose Konzert des 1958 geborenen finnischen Komponisten Magnus Lindberg für Klarinette und Orchester durch nördliche Landschaften mit Seen, Schilf und Wellen. Wenn Sebastian Manz die Klappen seines Instruments flattern lässt, wenn er in höchste Klanghöhen führt, wenn er mit seinem Instrument Klezmer-Elemente und rhythmischen Jazz-Passagen einbaut und zwischen rauhen, schreienden Passagen zu feinen, gesanglichen Melodien wechselt - dann verwandelt sich der Konzertsaal in eine vom Ruf der Vögel erfüllte Landschaft. Generalmusikdirektor Peter Kuhn führte das Orchester in anspruchsvollste Partien. Im Zusammenspiel mit den Holzbläsern, vor allem den Klarinettistinnen des Orchesters, entfalten sich feine Schattierungen, grandios ist der Zäsur bildende Dialog mit der Pauke. Bravorufe mischten sich in den Beifallssturm für Sebastian Manz. Als Zugabe spielte er den dritten Satz aus Strawinskys Sonate für Soloklarinette, um, wie er sagte, Bezüge der Musik des Magnus Lindberg zu Strawinsky zu zeigen. Eingeleitet hatten die Bergischen Symphoniker zu diesem hellen, kühnen Sommerfeuerwerk, dem "Feux d'Artice", dankenswerterweise nicht mit Händels Feuerwerksmusik, sondern mit Ravels durchsichtigen und farbenreich vibrierenden "Tombeau des Couperin", ein impressionistisches Denkmal für den großen Barockkomponisten, mit zauberhaftem Spiel von Oboe und Flöte. Débussys berühmtes Landschaftsgemälde "La Mer" bildete den Abschluss mit Schilderungen vom Glanz des Wassers im Sonnenaufgang, vom eiligen, rauschenden Spiel der Wellen und dem bis zum Toben der Wasser gesteigerten Dialog mit Wind und Sturm. Fein ausgedacht und meisterhaft gespielt war dieses letzte Konzert einer mit Kostbarkeiten reich gefüllten Saison, für die das große Publikum mit viel Beifall dankte.

Für Thomas Schultze, Solocellist des Orchesters, war es das letzte Konzert. Peter Kuhn danke dem Musiker für die 37jährige, außerordentlich engagierte Zugehörigkeit als Stimmführer zu den Bergischen Symphonikern. Thomas Schultze wird pensioniert.

(gsm)
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