Remscheid Grundschulen suchen Islamlehrer

Remscheid · Kinder muslimischen Glaubens haben ein Anrecht auf islamischen Religionsunterricht - doch in Remscheid fehlen die ausgebildeten Lehrer für dieses Fach.

Für Christen ist Religionsunterricht an Schulen selbstverständlich, für Muslime ist es häufig noch eine Ausnahme. Das liegt aber nicht an mangelndem Interesse oder Bedarf, sondern an fehlenden Lehrern.

Seit 2011 gibt es das Gesetz zur "Einführung von islamischem Religionsunterricht als ordentliches Schulfach". Kein Wunder, leben doch laut Schulministerium rund 349.000 muslimische Schülerinnen und Schüler in NRW. Auch die Grundschulen in Remscheid haben Bedarf an islamischem Religionsunterricht. "Wir suchen schon seit langer Zeit händeringend nach Lehrern für Islamunterricht", sagt Schulrätin Brigitte Dörpinghaus. "Wir haben eine offene Stelle, die wir permanent ausschreiben. Sie konnte bisher aber nicht besetzt werden - es sind keine Lehrer auf dem Markt."

Sollte die Stelle besetzt werden, gäben die Lehrer regulären Religionsunterricht auf Deutsch, sagt Dörpinghaus. "Vorgesehen sind zwei Wochenstunden." Das soll auch zunehmender Radikalisierung entgegenwirken. "Kinder muslimischen Glaubens sollten regulären Religionsunterricht in der Schule bekommen - staatlich, abgesichert und mit vernünftiger Qualität", sagt Brigitte Dörpinghaus. "Darauf haben sie dasselbe Anrecht wie Kinder christlichen Glaubens."

Bisher hapert es aber mit der Umsetzung. Grund dafür könnte die relativ neue Ausbildung der Lehrkräfte sein. Der Studiengang "Islamische Religionslehre" wird erst seit dem Wintersemester 2012 an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster angeboten. Das heißt, die Lehrer sind einfach noch nicht fertig ausgebildet.

Eine weitere Möglichkeit, islamischer Religionslehrer zu werden, ist die Weiterbildung von fachlich vorgebildeten Lehrkräften. Sie werden durch Professoren der Universitäten in Osnabrück und Münster in theologischen und religionspädagogischen Inhalten weitergebildet. Mit dieser zusätzlichen Qualifikation dürfen sie dann islamischen Religionsunterricht geben.

Zu der Situation und dem Bedarf an weiterführenden Schulen konnte Schulrätin Brigitte Dörpinghaus keine Angaben machen. Auch eine genaue Anzahl von Grundschulkindern, die das Angebot beanspruchen würden, gibt es nicht. "Der Unterricht wäre nicht verpflichtend. Wir müssen den Bedarf an den Schulen abfragen, und die Eltern müssen sich verbindlich dafür entscheiden."

Dabei ändern sich die Bedürfnisse mit jedem Schuljahr. Bisher gibt es beispielsweise keinen Bedarf an alevitischem Religionsunterricht. Das könne sich aber ändern. "Mit jedem neuen Schuljahr bekommen wir neue Zahlen - irgendwann wird bestimmt auch eine zweite Stelle nötig. Aber so weit sind wir noch nicht." Denn dafür müsste zunächst die erste Stelle besetzt werden.

(RP)
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