Remscheid Gut integriert - ein Lenneper in Dublin

Remscheid · Es wird viel über Einwanderer geredet, doch es geht auch umgekehrt. Seit fast 18 Jahren lebt Rainer Kiebat in Irland.

Den Lenneper Rainer Kiebat packte 1997 das Fernweh. Nicht endlose Sandstrände und bestes Badewetter hatten es ihm angetan, sondern Irland. Land und Leute liebte er zu dem Zeitpunkt bereits lange. Als Kiebat dann im Stellenteil der Rheinischen Post eine Anzeige für einen Callcenter-Job in Dublin entdeckte, bewarb er sich auf den Posten, erhielt die Zusage und fing bereits wenige Tage später, am 10. Januar 1997, in der neuen Heimat mit der Arbeit an.

Mit dem Irland-Virus hat sich Kiebat ursprünglich durch die Musik von U 2 infiziert. Bald war ein Irish Pub in der Düsseldorfer Altstadt seine Stammkneipe. Die gute Live-Musik weckte bei ihm das Interesse für die Kultur der grünen Insel. Auch die irischen Fußball-Fans weckten seine Neugier. Als die "Boys in Green" 1988 im letzten Gruppenspiel der EM in Gelsenkirchen gegen Holland in letzter Minute mit 0:1 unterlagen, feierten die Fans sich selbst und die Freude am Fußball.

Kiebat fühlte sich schnell wohl in der neuen Heimat. "Die Iren machen einem die Integration mit ihrer offenen Art sehr einfach", sagt er. Im Pub um die Ecke sei man schnell Teil der Unterhaltungen, die sich um das Wetter, aber auch um Politik und Sport drehen. In den Gesprächen sei das Thema nie unangenehm auf die Auswanderung des Lennepers gelenkt worden. "Ich bin noch nie von Iren in eine negative Richtung gefragt worden, was ich denn in ihrer Heimat zu suchen habe", betont er und sieht darin den Grund, warum in Irland Rassismus trotz vieler Zuwanderer kaum eine Rolle spielt.

Kiebat beschreibt Dublin als eine multikulturelle Stadt, was auch viel mit den sogenannten "Multinationals" wie Google, Facebook, Twitter und anderen großen Unternehmen zu tun hat, die ihre Europazentralen allesamt in Dublin eröffnet haben. Als Gründe führt Kiebat die geringen Steuern und die gut ausgebildeten Fachkräfte an.

Transkulturell sieht auch die derzeitige Arbeit des Lennepers aus. Als freier Mitarbeiter schreibt er sowohl für irische Zeitungen als auch für die Rheinische Post über Themen wie die Sicht deutscher Politiker zu irischen Steuern, einen deutschen Torwart in der irischen Fußball-Liga oder die Deutschland-Tour der "Dublin Legends", der Nachfolge-Band der "Dubliners".

"Meine Eltern, die in Lennep wohnen, sind mit der Entscheidung ihres einzigen Kindes, Deutschland zu verlassen, von Anfang an positiv umgegangen", erinnert sich Kiebat an den Moment, als er seinen Eltern von seinen Auswanderungsplänen berichtete. Seitdem haben sie ihren Sohn mehrfach besucht und konnten sehen, dass er sich sehr wohl fühlt.

Doch zieht es den Lenneper zusammen mit seiner Frau regelmäßig nach Deutschland, um in Bremen und Hamburg Freunde zu besuchen und natürlich auch nach Lennep zu seinen Eltern zu reisen. Oft bringen sie dann "irische Weihnachten" mit Truthahn, Schinken und allen Zutaten in die Röntgenstadt. Leider werden die Kiebats es dieses Jahr nicht schaffen. "Wir werden mit einem Glühwein auf einem der Dubliner Weihnachtsmarkt auf das Wohl unserer Eltern anstoßen und an zuhause denken", sagt der Auswanderer.

(hathi)
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