Martin Klebe Gute Entwicklung am Arbeitsmarkt

Remscheid · Der Leiter der Arbeitsagentur fordert mehr Ausbildungsplätze.

Remscheid Martin Klebe, Leiter der Arbeitsagentur Solingen-Wuppertal, sieht im Gespräch mit der BM "Handlungsbedarf" bei den Lehrstellen.

BM: Sehr geehrter Herr Klebe, Sie sind seit Anfang August wieder Chef der Agentur für Arbeit Solingen-Wuppertal. Wo sehen Sie die Schwerpunkte Ihrer künftigen Arbeit?

Klebe: Einige unserer Aufgabenschwerpunkte sind noch genauso wie vor meinem Weggang vor einem Jahr. Dazu gehören die Bekämpfung der Jugend- und Langzeitarbeitslosigkeit und die Maßnahmen zur Fachkräftesicherung. Eine neue Herausforderung ist die Integration von geflüchteten Menschen. Diese kommen gerade erst auf dem Arbeitsmarkt an und werden uns noch auf längere Zeit fordern.

BM: Im Juli lag die Arbeitslosenquote im Bergischen Städtedreieck bei 9,4 Prozent. Knapp 30.100 Menschen waren arbeitslos gemeldet. Wie bewerten Sie die Entwicklung im Vergleich zu den Vorjahren?

Klebe: Der bergische Arbeitsmarkt hat sich sehr positiv entwickelt. Es sind heute deutlich mehr Menschen beschäftigt als noch vor ein paar Jahren, und die Arbeitslosigkeit ist gesunken. Dabei ist der Kräftebedarf gestiegen und bietet den Arbeitsuchenden gute Chancen.

BM: Das Bergische Land wird vor allem durch mittelständische und kleine Unternehmen geprägt. Wie steht es um die Ausbildungsbereitschaft im Mittelstand, würden Sie sich mehr Engagement wünschen?

Klebe: Ja, ich würde mir tatsächlich wünschen, dass die Unternehmen mehr Ausbildungsstellen anböten. Denn die Zahl der uns gemeldeten Ausbildungsstellen ist im Vergleich der letzten fünf Jahre derzeit auf einem niedrigen Stand, das sind rund 230 Stellen weniger. Gleichzeitig sehen wir, dass die Belegschaften immer älter werden. Hier besteht Handlungsbedarf, darum ist die Fachkräftesicherung auch einer unserer Schwerpunkte.

BM: In der Diskussion um den Arbeitsmarkt wird oft über den Facharbeitermangel geklagt. Wie drängend ist das Problem, welche Lösungsmöglichkeiten sehen Sie?

Klebe: Im Bergischen Land haben wir beispielsweise einen hohen Fachkräftebedarf in der Alten-, und Krankenpflege, im Einzelhandel, in der Metall- und Elektrobranche sowie im Handwerk etwa an Anlagenmechanikern Sanitär-, Heizung-, Klimatechnik. In diesen Berufen dauert es länger und es ist schwieriger, die Stellen mit geeigneten Kräften zu besetzen. Darum beraten wir die Unternehmen intensiv über Lösungsmöglichkeiten. Die beste Lösung bietet die eigene Ausbildung der benötigten Fachkräfte. Eine weitere die Qualifizierung von Beschäftigten, denn auch durch Weiterbildung kann häufig der Fachkräftebedarf gesichert werden. Wenn ein Helfer zur Fachkraft wird, können alle Seiten nur gewinnen.

BM: Derzeit wird viel über die Integration der Flüchtlinge in Deutschland gesprochen. Der Arbeitsmarkt steht vor einer großen Herausforderung. Wie kann die gelingen, in welchen Zeiträumen müssen wir da rechnen?

Klebe: Die Integration der geflüchteten Menschen ist eine Gemeinschaftsverantwortung der gesamten Gesellschaft. Denn wenn wir als Arbeitsagentur unsere Aufgabe erfüllt haben und die geflüchteten Menschen durch Spracherwerb und Qualifizierung fit für den Arbeits- und Ausbildungsmarkt gemacht haben, wird es Aufgabe der Bergischen Wirtschaft sein, diesen Menschen eine Chance zu geben. Doch dafür benötigen wir Geduld. Die bisherigen Erhebungen zeigen, dass geflüchtete Menschen erst nach längerem Aufenthalt in Deutschland eine Arbeit finden. Die derzeitige Einschätzung geht davon aus, dass nach fünf Jahren etwa die Hälfte der geflüchteten Menschen erwerbstätig sein wird.

DAS GESPRÄCH FÜHRTE MICHAEL BOSSE

(RP)
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