Remscheid Hausbesuche bei Arbeitslosen

Remscheid · Jugendberufsagentur will gescheiterten Menschen eine Perspektive bieten.

 (v.l.) Dirk Faust, Martin Klebe, Burkhard Mast-Weisz und Thomas Neuhaus unterschrieben gestern den Agenturvertrag im Rathaus.

(v.l.) Dirk Faust, Martin Klebe, Burkhard Mast-Weisz und Thomas Neuhaus unterschrieben gestern den Agenturvertrag im Rathaus.

Foto: Christian Peiseler

In Remscheid leben 516 Jugendliche ohne Arbeit. Eine Zahl, die Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz für "unverantwortlich hoch" hält. Die gestern neu gegründete Jugendberufsagent will nun versuchen, diesen jungen Menschen eine Perspektive zu bieten. "Wir dürfen sie nicht verlieren", sagte Sozialdezernent Thomas Neuhaus gestern bei der Unterzeichnung des Vertrags. Die Arbeitslosenquote bei dieser Altersgruppe liegt bei 8,6 Prozent und damit fast 0,9 Prozentpunkte über dem Landesdurchschnitt. Neuhaus gab sich zuversichtlich, mit dem neuen Angebot die Quote unter den Landesdurchschnitt senken zu können. Nicht von jetzt auf gleich, aber nach und nach. Seine Zuversicht beruht auf Erfahrungen in anderen Städten.

Unter den 516 Jugendlichen gibt es eine Gruppe von 60 bis 70 15- bis 25-Jährigen, die weder von den Mitarbeitern im Arbeitsamt, noch vom Jobcenter zu erreichen sind. Es handelt sich um junge Menschen, die wahrscheinlich alles Mögliche und Unmögliche machen - nur nicht arbeiten oder zur Schule gehen. Es gebe zwar nach Angaben von Dirk Faust, Leiter des Jobcenters, einen abgestuften Katalog an Sanktionen. Aber in vielen Fällen sei die Ausübung von Druck nicht der erfolgreiche Weg. Um mit den bisher Gescheiterten in Kontakt treten zu können, braucht das Jobcenter und die Arbeitsagentur die Unterstützung der Jugendsozialhilfe, die als Partner nun fest mit im Boot der neuen Agentur sitzt. Der Vorteil: Die Sozialarbeiter der Stadt dürfen Hausbesuche machen. Sie dürfen die Jugendlichen und die Eltern fragen nach den Gründen für ihren Mangel an Integration in ein Berufsleben. Leistungsverweigerung, Drogen, Schulden - es gibt viele Gründe, warum diese jungen Menschen bisher gescheitert sind, einen Platz in der Gesellschaft zu finden.

Am individuellen Fall sollen nun die Fachleute zusammen mit den jungen Menschen überlegen, wie die Hilfe aussehen könnte. "Auch wir als Behörde wollen uns ändern und genauer schauen, was die Bedarfe der Jugendlichen sind", sagte Neuhaus. Als Beispiel nannte er das Angebot der "assistierten Ausbildung". In diesen Fällen begleitet ein Sozialarbeiter den Lehrling, damit er sein Ausbildungsziel erreicht. Die Jugendberufsagentur sei auch im Interesse der Wirtschaft, die auf einen qualifizierten Nachwuchs angewiesen sei.

(RP)
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