Remscheid Heißer Kaffee statt Hochprozentiges

Remscheid · Am Rande des Rosenmontagszuges kamen Buddys mit jungen Leuten über Alkoholkonsum ins Gespräch.

 Rosenmontagszug in Lennep: Die Buddys Lisa und Penny, beide 19 Jahre, sprechen im Hardtpark andere Jugendliche an und verteilen Tee und Kaffee. Das Buddy-Projekt, das mit der Polizei und dem Ordnungsamt kooperiert, kommt bei den jungen Remscheidern gut an.

Rosenmontagszug in Lennep: Die Buddys Lisa und Penny, beide 19 Jahre, sprechen im Hardtpark andere Jugendliche an und verteilen Tee und Kaffee. Das Buddy-Projekt, das mit der Polizei und dem Ordnungsamt kooperiert, kommt bei den jungen Remscheidern gut an.

Foto: Jürgen Moll

Im Schatten des Lenneper Rosenmontagszugs waren gestern nicht nur Polizisten, Helfer und Retter im Einsatz, sondern auch elf junge Erwachsene unterwegs, um Gleichaltrige mit kostenlosem Tee, Kaffee und ein bisschen Smalltalk eine Auszeit vom Alkoholkonsum schmackhaft zu machen. Ihr ehrenamtliches Engagement als "Buddys" kam sehr gut an. Bis zum Zugbeginn strandete kein alkoholisierter Jugendlicher in der gemeinsamen Sammelstelle von Ordnungsamt und Buddys im Röntgen-Museum.

Der Hardtpark glich einem großen Festivalgelände: Ein Meer an bunt verkleideten Jugendlichen hatte sich bereits am Vormittag dort eingefunden, um "vorzuglühen". Einige waren mit großen Tüten angereist, andere hatten gleich einen mit Softdrinks und Schnaps gefüllten Bollerwagen mitgebracht. Laute Musik schallte aus verschiedenen kleineren und größeren Boxen. Die Stimmung: feucht fröhlich, ausgelassen. Mittendrin wanderten zwei Gruppen von jungen Erwachsenen, die zum Buddy-Projekt der Diakonie gehören: Kevin Wientzek (23) und Jonas Kruse (22) hatten sich jeweils einen Getränkespender auf den Rücken geschnallt, verteilten bei Bedarf heißen Tee und Kaffee. Der Rest der Truppe verteilte Werbematerialen, unter anderem Stressbälle und Kondome, an die Feiernden, mit denen sie dann auch ins Gespräch kamen. Sie boten zur Probe ihren mitgeführten Alkoholtester an.

"Na, alles klar bei euch", fragte Jessica Förster (18) locker in eine Runde von Jugendlichen, die sich ganz offensichtlich im Park zum Trinken getroffen hatte. Die Gruppe reagierte ebenso locker. "Seid ihr schon gut dabei?", fragte Förster erneut. "Ach, wir haben grad erst angefangen", erwiderte Fabio (21). Er erklärte sich als erster bereit, zum Spaß in den Alkoholtester zu pusten. Es piepte. 0,56 Promille. "Das ist doch noch in Ordnung", sagte Fabio amüsiert. Auch der Rest der Clique wollte jetzt pusten.

Die Aktion der Buddys empfand der 21-Jährige als gelungene Abwechslung: "Ich find' das gut. Mich stört es auch nicht, von denen angequatscht zu werden. Im Gegenteil, sie versuchen ja nur, sich um uns zu kümmern, bieten uns sogar Tee und Kaffee an."

Die lockere Art der Buddys kam bei den Feiernden positiv an. Viele erkannten das Angebot der Diakonie an, fragten selbst nach warmen Getränken oder Kondomen. "Natürlich gibt es manchmal auch Abneigung, aber bislang waren alle nett zu uns", erklärte Penny Leonhard (19). Für die Gruppe aus angehenden Fachabiturienten und Studenten, war es der erste große Einsatz als Buddys. Erst kürzlich hatten sie sich von der Diakonie für das ehrenamtliche Projekt ausbilden lassen. "Heute Morgen hat es uns schon noch Überwindung gekostet, Leute anzusprechen", gestand Lisa Pastors (20). "Aber jetzt, nach der guten Resonanz, macht es Spaß mit ihnen ins Gespräch zu kommen."

Das Projekt zur Alkoholprävention in Kooperation mit Polizei, Ordnungs- und Jugendamt scheint zu greifen. Denn im Gegensatz zu den Vorjahren landete - zumindest bis 14 Uhr - kein einziger alkoholisierter Jugendlicher oder Minderjähriger in der eingerichteten Sammelstelle.

(RP)
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