Remscheid Hürden bei der Integration

Remscheid · In Deutschland Fuß zu fassen, beginnt für viele Ausländer mit einem Integrationskurs. Doch eine Teilnahme ist für eine Reihe von Menschen schwierig. Das sagen Einbürgerungsbehörde, Caritas und Migrationsbüro.

Seit Thilo Sarrazins Thesen ist der Ton in der Integrationsdebatte schärfer geworden. "Ausländer, die nicht Deutsch lernen, sollen Sanktionen spüren", lautet eine Forderung. Das Tor zur Teilhabe ist für viele die Teilnahme an einem Integrationskurs. Auch in Remscheid laufen solche Kurse.

Scheitern an schriftlicher Prüfung

"Viele sollen oder wollen teilnehmen, können es aber nicht. Und einige scheitern später an der schriftlichen Prüfung", sagt Sandra Stickling, Leiterin des Fachdienstes für Integration und Migration beim Caritasverband, im Gespräch mit der BM. Daher fordert Caritasverbandschef Werner Fußwinkel passgenaue Angebote und Überprüfung der Inhalte sowie Qualität.

Seit 2005 fördert das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge Integrationskurse. "Zur Teilnahme verpflichtet sind Neuzuwanderer", sagt Markus Wewer, Mitarbeiter der Einbürgerungsbehörde. Auch Zugewanderte, die schon länger hier leben, werden in die Kurse geschickt. So schickt die Arge Leistungsempfänger zu den Kursen, damit sie für den Arbeitsmarkt sprachlich fit gemacht werden.

Zwei Jahre haben sie Zeit, teilzunehmen. Es werde aber immer schwieriger einen zeit- und wohnortnahen Kurs zu finden, berichtet Stickling. Außerdem sei die Teilnahme am Kurs mit 15 Wochenstunden Unterricht für Schichtarbeiter und Mütter mit kleinen Kindern schwierig. Es gebe nur wenige Kurse mit Kinderbetreuung. Andere steigen wegen Krankheit, Schwangerschaft oder Pflege von Angehörigen aus. Von Drückebergern könne keine Rede sein, meint Martin Sternkopf vom Migrationsbüro. Zwischen Mai 2008 und Juni 2010 habe die Behörde nur ein Mal ein Zwangsgeld angedroht, bilanziert Wewer.

Die Ausländerbehörde nutzt bei Verweigerern auch ein anderes Druckmittel: Die befristete Aufenthaltserlaubnis wird für einen kürzeren Zeitraum verlängert. "Bei Menschen, die sich nicht integrieren wollen, spielt der Kulturkreis, aus dem sie kommen, eine Rolle", sagt Dietmar Murach, Abteilungsleiter der Ausländerbehörde. Eine Statistik führe man darüber nicht.

Zurzeit hat die Ausländerbehörde 161 Zuwanderer verpflichtet. 103 Teilnehmer sind in Kursen, darunter auch Freiwillige. Sie dürfen auf Antrag teilnehmen und zahlen wie die anderen einen Euro pro Stunde dazu. "Für sie gelten drei Monate Wartezeit, ehe sie einen Platz im Kursus bekommen", sagt Stickling. Die Warterei schrecke ab. In den Kursen sitzen Menschen aus unterschiedlichen Staaten, vom Analphabeten bis zum Akademiker. Das Gros stamme aus der Türkei. Die meisten kommen über die Familienzusammenführung nach Remscheid.

(RP)
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