Remscheid Im falschen Zimmer

Remscheid · Das Westdeutsche Tournee-Theater startet heute mit der Premiere von "Engelchen und Teufelchen" in die Saison.

 Engelchen findet es nicht so tragisch, sich das Zimmer mit Teufelchen zu teilen. Dieses versucht vergeblich, sich beim Hotelmanager zu beschweren.

Engelchen findet es nicht so tragisch, sich das Zimmer mit Teufelchen zu teilen. Dieses versucht vergeblich, sich beim Hotelmanager zu beschweren.

Foto: Jürgen Moll

Zum Teufel noch mal, warum geht diese verdammte Türe nicht auf? Rumms, ratter, knall. Der junge Mann hat es doch geschafft, sein Hotelzimmer zu erreichen. Er trägt einen Hut mit Teufelshörner und ein flammenbedrucktes Hemd. Welcher Zunft dieser Zeitgenosse angehört, steht außer Zweifel. Furcht erregt dieser Mann aber nicht. Er spielt eher die Karikatur eines Mephistopheles. Doch der Teufel ist in diesem Bruchbudenhotel nicht allein. Ein paar Minuten später schneit Engelchen herein im rosarot flatternden Wallekleid, mit abnehmbaren Engelsflügeln und einer eigenen Klangschale für ihre Entspannungsübungen. Ein Buchungsfehler. Das Zimmer ist doppelt belegt, der Hotelmanager abgehauen, das Bad defekt, der Keller unter Wasser und das Dach undicht. Schöne Bescherung also. Was nun? Wer geht, wer bleibt? Oder finden Engelchen und Teufelchen einen Kompromiss?

Das Westdeutsche Tourneetheater eröffnet heute Abend die Saison mit dem Boulevardstück "Engelchen und Teufelchen" von Stefan Schroeder. Zwei extreme Charaktere treffen aufeinander: Hier eine Frau, die in allem das Positive sehen will, dort ein Mann, der nur das Schlechte in allem erkennt. Das ist reichlich Stoff für viel Situationskomik.

Komödien mit Sprachwitz und nicht all zu viel Tiefgang gehören zu den Brot- und Butterstücken eines jeden Theaters. Claudia Sowa, Intendantin des WTT und Regisseurin des Stücks, hofft, die richtige Wahl mit dieser Komödie getroffen zu haben. Remscheid zählt traditionell zu den Städten, in denen es das Schauspiel schwer hat. Während Stücke von Moliere, Tschechow oder ein Abend über Kafkas Fabeln meist nach sechs bis acht Vorstellungen abgespielt sind, hofft Sowa, "Engelchen und Teufelchen" lange auf dem Spielplan halten zu können. Das WTT braucht wie alle Kultureinrichtungen der Stadt jeden Besucher. Bis zum Ende des Jahres bringt das WTT alle vier Wochen eine neue Produktion auf die Bühne. Im Oktober taucht es auf Schloss Burg ab in die Klangwelt von Bach und die großen Gedichte des Barock. "Tag. Nacht. Reigen." heißt die musikalische Lesung. Premiere: 21 Oktober.

Im November vollendet sich das Projekt "der Zauberer von Oz", das mit Schülern und Schülerinnen der Musikschule bereits vor den Sommerferien intensiv geprobt wurde. Es ist die zweite gemeinsame Produktion. Im Dezember ist das Ensemble im Teo Otto Theater zu Gast. Mit fünf Aufführungen ihrer Inszenierung des Stücks "Robin Hood" bedient es den Wunsch vieler Familien und Schulen, in der Weihnachtszeit ins Theater zugehen. Die Bühne des "theaters im studio" ist für eine so große Produktion zu klein. Ins WTT passen etwa 100 Besucher, ins Teo Otto Theater 600.

In "Engelchen und Teufelchen" taucht vor der Pause eine Art Zaubertrank aus der Minibar auf, der die beiden Figuren nach der Pause so verwandelt, dass sie unfreiwillig die Rollen tauschen. Dieser dramaturgische Kniff hilft den beiden Extremneurotikern, die Welt mal aus einer anderen Perspektive zu sehen. Wie man aus wohlinformierten Kreisen hört, hat der Rollentausch Konsequenzen. Beide bewerben sich am Ende auf den Posten des Hotelmanagers. Die Zimmertüren klemmen dann nicht mehr und auch die Toilette sollen wieder funktionieren.

(RP)
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