Ansichtssache Im Museum tummeln sich Meister der Eigentore

Remscheid · Die Haltung des Förderkreises des Deutschen Werkzeugmuseums, das Haus Cleff prinzipiell nicht zu unterstützen, ist überholt. Wer an seiner Spitze stehen soll, hat er aber alleine zu entscheiden.

Als Abend der Eigentore entpuppte sich das Fachgespräch zwischen den Mitgliedern des Förderkreises des Deutschen Werkzeugmuseums und Vertretern der Stadt. Es spricht nicht gerade für sehr großes diplomatisches Geschick, wenn ein Außenstehender wie Bezirksbürgermeister Otto Mähler dem Vorstand des Förderkreises öffentlich den Rücktritt nahelegt, und Kulturdezernent Dr. Christian Henkelmann Giftpfeile in Form eines Briefes an den früheren Direktor Dr. Urs Diederichs verschickt, der nach seinem Ausscheiden im Vorstand des Förderkreises sitzt.

Der Förderkreis ist ein autonomer Verein, der selbst bestimmen kann, wer an seiner Spitze steht. Da hat ihm keiner hineinzureden. Die Verärgerung des Vorsitzenden Michael Kleinbongartz über diese politische Intrige mit besten Absichten ist nachvollziehbar.

Nicht nachvollziehbar und mehr als verwunderlich ist allerdings die Tatsache, dass die Vereinsmitglieder das neue Konzept für das Historische Zentrum bis zum besagten Fachgespräch noch gar nicht zur Kenntnis genommen hatten. Was ist das für ein Verein, der sich nicht intensiv mit dem Haus auseinandersetzt, das ihm so am Herzen liegt? Ist er mehr als ein Altherren-Club mit 20.000 Euro auf dem Sparbuch? Es wäre doch, so möchte man meinen, eine Selbstverständlichkeit gewesen, bei einer Mitgliederversammlung gemeinsam mit Museumsdirektor Dr. Andreas Wallbrecht die Dinge der Zukunft zu besprechen. Das ist nicht passiert, weil es, vorsichtig ausgedrückt, kommunikative Spannungen gibt. Es wäre aber an der Zeit, aus der Schmollecke zu kommen. Es geht um eine gute Sache und nicht um Eitelkeiten.

Die Mitglieder des Förderkreises schießen sich mit ihrer Uneinigkeit, wie sie ihr Förderziel interpretieren sollen, ein weiteres Eigentor. In der Satzung steht, zu fördern sei das "Deutsche Werkzeugmuseum im Historischen Zentrum". Anträge, das "im" durch ein "und das " zu ersetzen, hat die Mehrheit der Mitglieder immer abgelehnt. Sie wollte damit deutlich machen, nichts mit dem Haus Cleff zu tun zu haben. Doch diese damals vielleicht nachvollziehbare Haltung ist mit dem neuen Konzept nicht vereinbar.

Das Haus Cleff verbindet künftig nichts mehr mit der verstaubten Aura des früheren Heimatmuseums, in dem es nach faulenden Balken roch und ranzigen Linoleumböden. Es soll Teil des Werkzeugmuseums werden, um die sozialen Aspekte des industriellen Fortschritts mehr zu beleuchten. Aus zwei Häusern entsteht eine Einheit. Was also gut ist für die Abteilung Cleff, ist auch gut fürs Werkzeugmuseum und umgekehrt. Historisch betrachtet macht diese Abgrenzung auch keinen Sinn. Das Werkzeugmuseum ging einerseits aus der Werkzeugsammlung des Hauses Cleff hervor. Andererseits hat der Förderkreis früher schon Projekte im Nachbarhaus unterstützt. Der langjährige Vorsitzende Gernot Tödt fand immer Wege zum Wohle beider Häuser.

Das Konzept von Dr. Andreas Wallbrecht verdient alle Unterstützung. Über Inhalte lässt sich noch diskutieren. Wer diese Chancen aber nicht erkennt, hat auch nichts in einem Förderkreis zu suchen. Es gibt viele Bauabschnitte im Zukunftsprojekt, die sehr gut ins Förderprofil der Werkzeugindustrie passen würden. Ob Michael Kleinbongartz und Dr. Urs Diederichs weiterhin die richtige Spitze bilden, muss der Verein entscheiden. Von Kleinbongartz weiß man nur, dass er ein Meister der Eigentore sein kann. Wünschenswert wäre aber, mit dem Konzept einen Treffer zu landen.

(RP)
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