Remscheid Imagepflege für duale Ausbildung

Remscheid · Bei der Berufswahl verfügen Eltern über den größten Einfluss auf ihre Kinder. Ein Studium sei das Beste für die berufliche Zukunft des Kindes - dieses Denken hat sich in den Köpfen der Erziehungsberechtigten festgesetzt.

 Setzen sich für die duale Ausbildung ein: (v.l.) Thomas Neuhaus, Fred Schulz, Carmen Bartl-Zorn, Frauke Turk und Markus von Dreusche.

Setzen sich für die duale Ausbildung ein: (v.l.) Thomas Neuhaus, Fred Schulz, Carmen Bartl-Zorn, Frauke Turk und Markus von Dreusche.

Foto: C. Peiseler

Ein Denken, das Arbeitgeber, Vertreter des Handwerks und der Industrie- und Handelskammer mit gemeinsamer Anstrengung verändern wollen. "Es ist nicht unbedingt die beste Entscheidung, nach dem ersten Schulabschluss den Weg zum Abitur zu suchen", sagt Thomas Neuhaus, Dezernent für Schule und Soziales der Stadt. Doch die Zahl der Jugendlichen, die sich nach der Mittleren Reife um einen Ausbildungsplatz bemühen, ist ziemlich gering. Das haben Auswertungen der Stadt ergeben. Von den 850 Schülern, die nach der zehnten Klasse die Schule verlassen, wählen zwölf Prozent die duale Ausbildung. Die große Mehrheit entscheidet sich für weitere schulische Bildung.

Angesichts des Fachkräftemangels ist dies eine Entwicklung, die alle Handwerksmeister und Unternehmer mit Kopfschütteln zurücklässt. Vor allem in Remscheid. Dort hat sich der Ausbildungsmarkt zugunsten der Bewerber komplett gedreht. Markus von Dreusche, Vertreter des Arbeitgeberverbandes, legt die jüngsten Zahlen vor. 29 Jugendliche haben noch keinen Ausbildungsplatz, 76 offene Stellen meldet die Arbeitsagentur. "Wir müssen den Eltern klarmachen, dass sich die Berufswelt verändert hat und eine betriebliche Ausbildung viele Chancen bietet", sagt Carmen Bartl-Zorn von der Industrie- und Handelskammer. Mit einem Elternabend im Teo Otto Theater am 22. November (19.30 Uhr) soll über die betriebliche Ausbildung gesprochen werden.

Eine Imagepflege für das duale System von Beruf und Schule soll die Not der Betriebe auf der Suche nach Facharbeitern lindern. Das ist jedenfalls die Hoffnung, die Fred Schulz (Kreishandwerkerschaft) und Markus von Dreusche bei diesem Elternabend hegen. "Das Handwerk braucht im Jahr 200 Auszubildende. Die bekommen wir aber nicht", sagt Schulz. Das liege auch daran, dass viele Bewerber weder ausbildungsfähig, noch ausbildungswillig seien.

Frauke Turk, Mitarbeiterin im Dezernat für Bildung, Jugend und Soziales, hat bei den Schülern auch eine "Ausbildungsängstlichkeit" und "Orientierungslosigkeit" festgestellt. "Wir können mit den jungen Menschen an ihrer Motivation arbeiten", sagt von Dreusche und verweist auf die Vorbereitungskurse des Berufsbildungszentrums der Industrie (BZI). Das sei ein sicherer Weg zur Ausbildung. Wie rasant der Mangel an Fachkräften wächst, verdeutlicht Bartl-Zorn mit einer Zahl: 17.000 Facharbeiter fehlen ab 2025 im bergischen Städtedreieck. Das will man nicht einfach so hinnehmen.

(RP)
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