Remscheid Immer mehr hilflose Menschen hinter der Tür

Remscheid · Brandschutz greift - die Zahl der Brände geht leicht zurück. Doch muss die Feuerwehr anders helfen.

 Alarmbereit - Guido Eul-Jordan leitet die Remscheider Feuerwehr.

Alarmbereit - Guido Eul-Jordan leitet die Remscheider Feuerwehr.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Die Feuerwehr geht in Schulen und Seniorenheime, lädt Kita-Gruppen auf die Wache, berät Unternehmen, das zahlt sich offenbar aus. So ist die Zahl der Brandeinsätze mit 184 im Jahr 2015 leicht zurückgegengen, auch die Zahl der technischen Hilfeleistung (877) verminderte sich leicht. "Es gab offenbar weniger Stürme", sagt Remscheids Feuerwehrchef Guido Eul-Jordan. Auch wenn Ende März das Tief Niklas zugeschlagen und 46 Einsätze an nur einem Tag zur Folge hatte.

Dass die Feuerwehr im vergangenen Jahr nicht häufiger ausrücken musste, führt Eul-Jordan neben dem vorbeugenden Brandschutz langfristig auch auf ein verschärftes Baurecht und den vermehrten Einbau von Rauchmeldern zurück. Die sorgten allerdings auch bisweilen für Fehlalarm. Wie wichtig Rauchmelder aber seien, zeige etwa der Fall eines Mannes, der am 29. Januar 2015 bei einem Wohnungsbrand an der Hindenburgstraße erstickte. In seiner Wohnung war kein Rauchmelder installiert. Das Feuer überraschte den Mann im Schlaf. Für ihn kam jede Hilfe zu spät. Beim PKW-Brand in einer Doppelgarage an der Ackerstraße am 14. Februar 2015 hingegen schlug der Rauchmelder an. Durch das schnelle Eingreifen der Feuerwehr konnte ein größerer Schaden verhindert werden. Eine Entwicklung beschreibt der Feuerwehrchef klar: "Es gibt weniger Großbrände." Kurios: Am 27. Juli 2015 hatte die Wehr an einem Bahnübergang an der Blumenthalstraße einen Einsatz geübt, bei dem ein Zug ein Auto rammte. Exakt das gleiche Szenario ereignete sich im Januar 2016 tatsächlich, wenn auch nicht mit so schlimmen Folgen wie bei der Übung. Ein Autofahrer wurde zum Glück nur leicht verletzt.

Ebenso für Aufsehen sorgte ein Zimmerbrand in der Stiftung Tannenhof am 27. Mai 2015, bei dem 57 Bewohner evakuiert werden mussten. Es blieb bei Sachschaden. Schnelligkeit und Geschick bewies die Remscheider Feuerwehr bei einem Einsatz am 27. Dezember, als die Helfer ein Pferd aus dem Wasser retteten, das in der Wuppertalsperre zu ertrinken drohte. Aufatmen gab es bei der Feuerwehr, als bekannt wurde, dass das alte Lenneper Krankenhaus nun endlich abgerissen wurde. Dort hatte es immer wieder Löscheinsätze gegeben. Inzwischen sind die Gebäude komplett gefallen.

Sorgen bereitet Eul-Jordan die weiterhin zunehmende Zahl von Anfahrten, bei denen Feuerwehrleute hilflose Menschen hinter verschlossenen Wohnungstüren retten müssen. "Wir heben inzwischen fast jeden zweiten Tag einen solchen Einsatz", sagt der Feuerwehrchef. So stieg die Zahl 2015 um 25 gegenüber dem Vorjahr auf 170. "Wir beobachten in den letzten Jahren, dass Nachbarn nicht mehr aufeinander aufpassen", sagt Eul-Jordan. "Man tauscht nicht mehr die Schlüssel aus, kümmert sich nicht um den anderen - das ist sehr traurig. Die Zahl der Rettungsdiensteinsätze lag insgesamt bei 16.500 (2014: 16011).

(bu)
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