Remscheid Immer mehr Migranten werden Remscheider

Remscheid · Die Wohlfahrtsverbände können den Zustrom an Einwanderern kaum noch bewältigen. Sie fordern mehr Geld für Personal.

Der Strom an Flüchtlingen aus Bürgerkriegsgebieten sowie Zuwanderern aus europäischen Ländern reißt nicht ab. "Allein bei der Zahl der Migranten haben wir in Solingen, Remscheid und Wuppertal bereits Ende Juni fast das Niveau des kompletten Jahres 2013 erreicht", erklärt Dr. Christoph Humburg, der Direktor des Caritas-Verbandes Wuppertal / Solingen. Das bestätigt auch Martin Sternkopf, Leiter des kommunalen Integrationszentrums. Die Zuwanderung hat einen positiven Effekt. Im vorigen Jahr kamen 1706 Migranten nach Remscheid, 1400 wanderten wieder ab. 306 Neu-Bürger füllten unterm Strich die Einwohnerstatistik. "Wir gehen davon aus, dass diese Tendenz sich auch in diesem Jahr so fortsetzen wird", sagt Sternkopf.

Migranten brauchen Unterstützung, um sich im Leben der Stadt zurechtzufinden. Mit dem Umzug des kommunalen Integrationszentrums ins Ämterhaus hat sich die Lage bereits verbessert. Vor einigen Monaten noch mussten alle nach Lüttringhausen fahren, um Informationen zu bekommen. Dennoch ist für Sternkopf die Situation in Remscheid noch nicht ideal. "Wir werden durch unsere Präsenz im Dienstleistungszentrum zwar verstärkt wahrgenommen", sagt Sternkopf. Nach seiner Ansicht muss der Migrant aber noch zu häufig die Behörden und Anlaufstellen wechseln, um alle wichtigen Informationen über das Leben in Remscheid zu bekommen. Die Weitergabe von Unterlagen und Hinweise aus einer Hand wünscht sich Sternkopf. Der Migrant soll ohne Aufwand schnell erfahren, welche gesetzlichen Unterlagen er vorweisen muss, wo er eine Wohnung findet, wie er seine Kinder zur Schule anmeldet, welche Ausbildung anerkannt wird, wo es Deutschunterricht gibt und vieles mehr. Um eine solche Willkommenskultur zu etablieren, braucht es auch entsprechendes Personal, sagt Sternkopf. Das sei ein Problem.

Die steigende Zahl an Zuwanderung können die Migrationsberatungen der Wohlfahrtsverbände für erwachsene Zuwanderer (MBE) im bergischen Städte-Dreieck kaum noch auffangen. Termine können nicht mehr kurzfristig vergeben werden, oder aber die Warteräume vor den Büros der Mitarbeiter sind überfüllt.

Anlässlich dieser dringlichen Entwicklungen und der anstehenden Verhandlung des Bundeshaushalts haben Vertreter der verschiedenen Beratungsstellen dem CDU-Bundestagsabgeordneten Jürgen Hardt in einer großen Gesprächsrunde von ihren Problemen berichtet. "Es gehört zur Willkommenskultur, dass wir ein Beratungsangebot auf hohem Niveau haben." Hardt weiß, dass wie viel vom ersten Gespräch abhängt, um eine Fehlsteuerung zu vermeiden. "Hier werden die Weichen für die Integration gestellt. Umso schneller der Prozess verläuft, desto schneller gelingt das selbstständige Handeln."

Um den Status-Quo zu halten, müsste das Personal verdoppelt werden, sagt Humburg. Dafür allerdings fehlt den Wohlfahrtsverbänden das Geld. "Diese steuern schon jetzt für die Migrationsberatungen Gelder aus dem eigenen Etat hinzu." Seit Jahren gibt der Bund für diese Maßnahmen deutschlandweit 27 Millionen Euro. Das sei zu wenig.

(RP)
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