Remscheid Immer wachsam auf Lenneps Straßen

Remscheid · Bezirkspolizist Dieter Jakobi (62) geht in den Ruhestand. Sein letzter Einsatz wäre am Lenneper Zoch gewesen.

 Gestern stand Dieter Jakobi mit Uniform und Dienstmütze vor der Wache Lennep, am nächsten Rosenmontag wird er vielleicht die Pickelhaube aufsetzen und als Wachmann anno tobak verkleidet am Zoch stehen.

Gestern stand Dieter Jakobi mit Uniform und Dienstmütze vor der Wache Lennep, am nächsten Rosenmontag wird er vielleicht die Pickelhaube aufsetzen und als Wachmann anno tobak verkleidet am Zoch stehen.

Foto: Hertgen, Nico (hn-)

Ausnahmslos alle Rosenmontagszüge in Lennep hat Dieter Jakobi als Polizist in verschiedenen Funktionen begleitet. Gestern wollte er nun zum letzten Mal an der Zugspitze stehen, um Eltern und Kinder vor den heranfahrenden Wagen zu warnen und ein Auge auf allzu ausgelassen feiernde Jugendliche zu haben. Nach der Zugabsage wurde es nun nichts mit dem Abschied von den Lenneper Narren.

Am 31. März geht der langjährige Lenneper Bezirksbeamte in den Ruhestand, eine Zeit, auf die er sich freut - "weil ich mich gut darauf vorbereitet habe", erzählt er im Gespräch mit der BM. Sogar ein Seminar, das von der Polizeigewerkschaft zum Thema angeboten wurde, hat er besucht. Dieter Jakobi hat Pläne gemacht, wird sich intensiv der Familie mit den drei erwachsenen Kindern und den beiden Enkelkindern widmen und sich seinem großen Hobby, dem Chorgesang, verstärkt zuwenden. Außerdem freut er sich auf mehr Zeit fürs Reisen und will sich im Ehrenamt - möglicherweise im Bereich Prävention und Opferschutz - engagieren.

43 Jahre Polizeidienst lässt er mit dem guten Gefühl hinter sich, durch Bürgernähe den Menschen ein Gefühl der Sicherheit gegeben zu haben. 1973 ist er in die Polizei eingetreten, war nach der Ausbildung in Remscheid eingesetzt und wechselte später in den Bezirksdienst der Wache Lennep. "Die Leute sind dankbar, dass sie die Polizei vor Ort als festen Ansprechpartner haben. Die Bezirksbeamten sind die einzigen, die so direkt den Kontakt zur Bürgerschaft pflegen", sagt der 62-Jährige.

Besuche zur Verkehrserziehung in den Kindergärten, Schulwegsicherung oder die Nachsorge bei Einbruchsopfern - mit seinen Kollegen stand er den Lennepern in vielen Lebenslagen zur Seite. Die Röntgenstadt hat der Polizeihauptkommissar auch als Wohnort auserkoren. 1985 baute er auf dem Hackenberg in einer schmucken Siedlung ein Haus. Wird da ordentlicher geparkt, wenn man einen Polizisten als Nachbarn hat? "Bei uns sind alle vernünftig", erzählt er lächelnd. Gleichwohl habe er auch schon mal Raser, die in der 30er Zone zu sehr aufs Gaspedal traten, auf ihr Vergehen aufmerksam gemacht. "Als Polizeibeamter ist man immer im Dienst. Die Wachsamkeit kann man nicht ablegen."

So mache er hin und wieder auch beim Einkaufen darauf aufmerksam, wenn zum Beispiel bei den Damen das Portemonnaie in der offenen Handtasche zum Diebstahl geradezu einlädt.

Dankbar ist Dieter Jakobi, dass er mehr als vier Jahrzehnte Dienstzeit unbeschadet überstanden hat. So gehört zu seinen schlimmsten Erinnerungen, als eine junge Kollegin im Dienst von einem Gewalttäter getötet wurde. Die gestiegene Gewaltbereitschaft bereitet ihm dann auch Sorgen. "Es ist unbestritten so, dass der Respekt vor der Polizei nachgelassen hat und das nicht nur bei den Jugendlichen. Auch Erwachsene verhalten sich nicht immer vorbildlich", stellt der erfahrene Beamte zunehmend fest. Er selbst habe versucht, deeskalierend zu wirken und über das Gespräch zum Ziel zu kommen. Mit dieser Linie sei er immer gut gefahren. Dem Lenneper Rosenmontagszug wird Dieter Jakobi die Treue halten - als Zuschauer am Rand mit der Familie an seiner Seite. Verkleidet? "Mal sehen, vielleicht etwas Historisches. Eine Polizeiuniform mit Pickelhaube zum Beispiel", überlegt der baldige Ruheständler.

(bona)
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