Remscheid Immer wieder dienstags

Remscheid · Zwischen 6. 30 und 8 Uhr treffen sich die Frühschwimmer im Sportbad am Stadtpark. Bewegung ist alles.

 $ Marc Ottenstroer (r.) und Pascal Kratzke sorgen dafür, dass alles glatt läuft.

$ Marc Ottenstroer (r.) und Pascal Kratzke sorgen dafür, dass alles glatt läuft.

Foto: Peiseler Christian

Jeden Dienstag treffen sich Adelheid Wallutat, Rotraut Hennemann und Bärbel Wieck im Sportbad am Stadtpark. Seit sieben Jahren ist der Dienstagmorgen ein fester Termin für das Trio. Zwischen halb sieben und sieben Uhr stehen sie in der Umkleidekabine der Schwimmanlage. Die älteren Damen wollen nicht mehr irgendwelchen Fitness-Normen hinterherschwimmen. Das Schwimmen am Morgen dient der Gesundheit. "Nachdem ich vor sieben Jahren eine Operation am Rücken hatte, haben wir mit dem Schwimmen angefangen", erzählt Adelheid Wallutat. Bewegung ist die beste Medizin.

 ! Angenehme 28 Grad ist das Wasser im Sportbad am Stadtpark warm.

! Angenehme 28 Grad ist das Wasser im Sportbad am Stadtpark warm.

Foto: Zörner / Ferl

Heute ist Zickzack-Schwimmen angesagt. Vier blaue Abtrennungen unterteilen das Becken in verschiedene Geschwindigkeitszonen. Ganz links scheint die Bahn ohne Geschwindigkeitsbegrenzung zu sein. Ein Krauler zieht einsam seine Bahnen. Kaum zu erkennen, wann er Luft holt. Eine junge Frau in der Bahn nebenan ist auch ganz gut unterwegs. Die gelblichen Gläser ihrer Schwimmbrille funkeln über der blauen Oberfläche, wenn die Brustschwimmerin bei der nächsten Armbewegung den Kopf wieder weit nach vorne bringt.

In den anderen Bahnen fehlt es an strengen Verkehrsregeln. Freie Fahrt für alle. Ein älterer Herr ruht sich gerne nach zwei 25-Meter-Bahnen kurz aus, bevor er sich am Startblock mit beiden Armen hochzieht und dann plan wie ein Brett rückwärts in Wasser gleitet. Zwei Damen paddeln schnell zur Seite, bevor der rüstige Senior mit dem Rückschwung der Arme beginnt. Die eigene Bahn ohne Karambolage in diesem Freischwimmbecken zu halten, ist an diesem Morgen kaum möglich. Das macht nichts. Bewegung ist alles. Da kann man auch mal für "bleierne Enten" bremsen. Und kalt kann einem so oder so nicht werden.

Auf 28 Grad haben die Stadtwerke das Wasser erwärmt. Überwindung kostet es auch den Gelegenheitsschwimmer nicht, sich mit einem ungelenken Kopfsprung vom Startblock ins blauschimmernde Nass zu stürzen. Da gibt es ja ganz andere Becken, bei denen man schon auf der Treppe, nach dem ersten Kontakt mit dem dicken Zeh, in ein kurzatmiges Grübeln verfällt, ob es nicht die bessere Entscheidung wäre, heute nur mal zu duschen und mit der Zeitung auf der Liege zu liegen. In diesem Zwiespalt gerät man im Sportbad nicht. Auch weil es dort gar keine Liegen gibt.

Alles konzentriert sich in der lichtdurchfluteten Halle mit Zuschauertribüne aufs Schwimmen. Es gibt zwar an der Seite eine lang gekachelte Sitzbank, bestückt mit sehr unecht wirkende Palmen. Das war es aber auch schon an Wellness-Ausstattung. Wer hier hin kommt, der kennt nur eine Reihenfolge: Zahlen, umziehen, abduschen, schwimmen, abduschen, anziehen - und tschüss.

"Im Schnitt kommen etwa 30 Frühschwimmer", sagt Marc Ottenstroer, der als Bademeister die Schwimmer entspannt aus seiner Kabine heraus beobachtet. Eine vertraute Gruppe. Die Senioren sind deutlich in der Mehrzahl. Einige kommen täglich, andere ein bis zweimal in der Woche. Der normale Bürger kann die sechs Bahnen von Montag bis Freitag von 6.30 Uhr bis 8 Uhr nutzen. Samstags auch von 14 bis 15 Uhr. Ansonsten tummelt sich die Jugend in dem Becken. Bis 22 Uhr haben Schule und Vereine die Zeiten belegt.

Der Bedarf an Schwimmzeiten ist groß. Und nötig. "60 Prozent der Schüler können nicht schwimmen", sagt Marc Ottenstroer. Die halten sich nur irgendwie über Wasser. "Das ist schon traurig", findet der Bademeister.

Wenn die ersten Schüler kurz vor acht Uhr eintreffen, ist es mit der Morgenruhe der Frühschwimmer vorbei. Der strenge Ton einer Sportlehrerin mahnt eine Gruppe Jungs, vor dem Schwimmen zu duschen. In der Umkleide gibt es schon das erste freundschaftliche Kräftemessen.

Nächsten Dienstag kommen Rotraut Hennemann und ihre Freundinnen wieder. Sie besitzen eine Zehnerkarte. "2,50 Euro - der Preis ist okay", sagt Hennemann. Bewegung ist die beste Medizin.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort