Remscheid In tiefen Fjorden von Fischern gelernt

Remscheid · Für seine Verdienste als Fischereiberater wurde Henning Rauschert mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

 Schaut man unter die Wasseroberfläche, eröffne sich eine faszinierende Welt, sagt der Fischereiexperte Henning Rauschert.

Schaut man unter die Wasseroberfläche, eröffne sich eine faszinierende Welt, sagt der Fischereiexperte Henning Rauschert.

Foto: Hertgen, Nico (hn-)

Henning Rauschert ist 76 Jahre alt. Wenn er begeistert und lebhaft von seiner großen Leidenschaft erzählt, könnte der vitale Senior glatt als zehn Jahre jünger durchgehen. Angeln "ist die Stille, die man in der Stadt nicht mehr findet", beschreibt der gerade mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnete Lenneper sein Hobby, das ihn im Laufe der Jahrzehnte zu einem gefragten Fachmann in Sachen Fischerei gemacht hat.

37 Mal ist er in Norwegen gewesen, hat die "mondhellen Nächte auf den Fjorden" erlebt, die Sprache gelernt und sich viel von den Berufsfischern abgeschaut. "Auch aus diesen Erfahrungen schöpfe ich mein Wissen", sagt der frühere Abteilungsleiter bei den Remscheider Stadtwerken.

27 Jahre war Henning Rauschert Fischereiberater für die Stadt Remscheid, 23 Jahre saß er im Landschaftsbeirat. Er zeigte Präsenz in den Dienstgesprächen der Kommune und darüber hinaus. Er war ein gefragter Experte, wenn es um Gewässerschutz und auch -schäden ging. Zudem begleitete er Hegemaßnahmen im Wanderfischprogramm, Umsiedlungsaktionen, die Einrichtung von Laichschongebieten und Talsperrensanierungen. Diesbezüglich habe man das Ordnungsamt als zuständige Behörde durch das ehrenamtliche Engagement schon sehr in seinen Aufgaben unterstützt.

In Sachen Naturschutz müssten die Region, das Land und Europa zusammenarbeiten. "Der Fisch kennt eben keine politischen Grenzen", sagt der Rentner lächelnd und begrüßt ausdrücklich, dass die Wasserrahmenrichtlinien der Europäischen Union zum Schutz der Gewässer bindend sind. Als er Anfang der 1970er Jahre das Amt des Fischereiberaters übernahm, hat er Eschbach und Morsbach "durchwatet", um sich ein genaues Bild von den Verhältnissen zu machen, Anrainer und anliegende Betriebe kennenzulernen und mit ihnen in Kontakt zu treten.

Für Rauschert ist wichtig, dass die Menschen das Zusammenspiel in der Natur verstehen, wobei der Fisch in der öffentlichen Wahrnehmung mitunter ein Schattendasein gefristet habe. "Man spricht nicht so sehr über ihn, denn man sieht ihn ja nicht auf den ersten Blick." Schaue man aber unter die Wasseroberfläche, eröffne sich eine faszinierende, hochinteressante Welt. Richtigerweise finde die Fischerei heute geordnet und unter dem Schutz der Gesetze statt. "Das Bild des Anglers hat sich auch insofern sehr gewandelt", glaubt Rauschert. Die sinnvolle Verwertung eines Fisches sei der einzige Grund, um ihn zu fangen. Mit Wettkampffischerei habe das nichts zu tun. Bis heute gibt der neue Bundesverdienstkreuz-Träger sein Wissen und seine Begeisterung für die Fischerei an andere weiter, in dem er sie in Lehrgängen auf die Fischerprüfung vorbereitet.

Kann man ihm selbst noch als aktiven Angler begegnen? "Oh ja", lautet die spontane Antwort. Im Oberbergischen oder an der Wuppersperre genießt er Stille und Natur.

(bona)
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