Remscheid Investor interessiert sich für Feilenfabrik

Remscheid · Die Feilenfabrik Ehlis ist als Kulisse für Filmproduktionen bekannt geworden. Jetzt soll sie verkauft werden.

 Die Schlosserei der Feilenfabrik ist noch in ihrem Urzustand erhalten. Das macht sie zu einem idealen Drehort für Filmteams.

Die Schlosserei der Feilenfabrik ist noch in ihrem Urzustand erhalten. Das macht sie zu einem idealen Drehort für Filmteams.

Foto: moll

Die Feilenfabrik Ehlis in Remscheid-Schlepenpohl war ein historisches Kleinod und ein Zeugnis der hiesigen Industriekultur. Nach dem Tod von Horst Ehlis wird nun das gesamte Gebäudeensemble mit Villa, Wohnhaus und einem Teich verkauft.

Klaus R. Schmidt, der als Mitglied der Remscheider Stadtführer mit dem Inhaber sehr vertraut war und immer wieder Besuchergruppen durch die Fabrik führte, tut die Entwicklung weh. "Das war die letzte derart komplett erhaltene Feilenfabrik im Bergischen. So etwas findet man in ganz Europa nicht mehr", erklärt der Experte. Nicht umsonst war das Gelände in jüngster Zeit Kulisse für gleich zwei bedeutende Filmproduktionen. Es gab eine vollständig eingerichtete Schlosserei, eine Härterei, eine Schreinerei, die eigentliche Feilenproduktion sowie Turbine und Generator, die über viele Jahre die Energieversorgung mittels Wasserkraft sicherstellten. Vieles vom Interieur ist bereits ausgeräumt.

Mit dem Verkauf betraut ist als Bevollmächtigter der Remscheider Rechtsanwalt Till Büssem. Nachdem ein potenzieller Käufer kurz vor Unterzeichnung des Kaufvertrages abgesprungen ist, steht der Verkauf nun mit einem anderen Interessenten vor dem Abschluss. "Ich bin guter Dinge, dass jetzt alles wie gewünscht klappt", sagt Büssem auf Nachfrage der BM. Gleichwohl habe ihn die jüngste Erfahrung gelehrt, erst dann das Ergebnis öffentlich zu machen, wenn der Notarvertrag unterschrieben sei. Es sei aber so, dass es um einen Verkauf des gesamten Grundstücks von rund 30.000 Quadratmeter einschließlich aller Gebäude und Anlagen an einen Investor gehe.

Interesse an einem Teil der Ausstattung hat das Freilichtmuseum in Lindlar bekundet. Dort soll eine Feilenhauerstube nachgebaut werden, die dazu benötigten Maschinen könnten aus der Ehlisschen Fabrik erworben werden. Solange Horst Ehlis gesundheitlich in der Lage war, hat er in seinem Unternehmen gearbeitet. Eine Modernisierung indes gab es genauso wenig wie einen Nachfolger. Akkurat in Pappschachteln verpackt lagerten Tausende von fertigen Produkten, hin und wieder wurden Feilen noch einmal nachgefragt und dann auch verschickt.

Für Unordnung gesorgt hat die letzte in der Fabrik drehende Filmfirma. Sie habe ein ziemliches Chaos auf dem Gelände hinterlassen, bestätigten Till Büssem und Klaus R. Schmidt übereinstimmend. Da der erste Kaufinteressent sich daran nicht störte, wurden die Filmleute noch nicht einmal zum Aufräumen nach Remscheid zitiert.

Stadtführer Schmidt hätte es gerne gesehen, wenn das Areal als Dokument der bergischen Industriegeschichte erhalten geblieben wäre. "Vor Jahren war der Landschaftsverband Rheinland einmal daran interessiert. Das wäre eine Chance gewesen." Ein Verkauf habe damals aber noch nicht zur Diskussion gestanden. Im Jahr 1879 gab es auf Remscheider Stadtgebiet 126 Feilenfabriken. Die Firma Ehlis war das letzte Überbleibsel eines einst blühenden Industriezweigs. Dies zu erhalten, hätte man sich zur Aufgabe machen sollen. Bedauerlich sei, dass kein Förderverein für den Erhalt gegründet wurde. "Und auch die Remscheider Industrie hat die Möglichkeit vertan, sich für den Erhalt der letzten Feilenfabrik vor Ort einzusetzen", bedauert Schmidt.

(RP)
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