Remscheid Isabel Varell trifft den richtigen Ton

Remscheid · Die Schauspielerin und Sängerin gewährt im Rotationstheater spannende und bewegende Einblicke in ihr Leben.

 Bekannt vom Fernsehschirm und auch auf der kleinen Bühne überzeugend: Isabel Varell beim Auftritt in Lennep.

Bekannt vom Fernsehschirm und auch auf der kleinen Bühne überzeugend: Isabel Varell beim Auftritt in Lennep.

Foto: Moll Jürgen

Viele Promis, die heute gerne in A-,B- oder C-Kategorie einsortiert werden, verwirklichen sich nach oder während mehr oder weniger erfolgreicher Karriere als Sänger, Schauspieler, Sportler, Politiker oder sonst irgendwas Wichtigem mit einem Buch. Noch lange nicht jeder aus dem Kreis der spätberufenen Autoren kann mit belletristischen oder zumeist autobiografischen Ergüssen überzeugen.

So hat man vielleicht auch von Isabel Varell, die durchaus vielseitig im Laufe ihrer nunmehr beinahe 55 Lebensjahre in Erscheinung und die Öffentlichkeit getreten ist, in literarischer Hinsicht nicht gerade viel erwartet - und war bei ihrer Lesung im Lenneper Rotationstheater umso mehr überrascht vom Tiefgang und der Offenheit, mit dem die ehemalige Dschungelcamperin auf ihr bewegtes Leben zurückblickt.

Erfreut vermeldete sie im beinahe ausverkauften Kellertheater, dass sich ihr Buch mittlerweile in der zweiten Woche in den Bestsellerlisten befindet. Und nach zwei Stunden wirklich fesselnder Unterhaltung durch die charmante, jugendlich wirkende Sängerin, Schauspielerin und Moderation wusste man auch, warum. "Mittlere Reife" hat Isabel Varell ihre Lebenserinnerungen genannt und bewegt sich hier doppeldeutig zwischen dem Schulabschluss, der den Erwartungen ihrer Mutter nicht gerecht wurde, und der Lebensmitte, der sie aktiv, neugierig und mit dem Blick auf Misserfolge ohne Groll begegnet. Wer in den 1970ern als Scheidungskind leben musste, hatte es ohnehin schwer. Wenn sich zwischen den Eltern dann auch noch ein Rosenkrieg entwickelt, tritt im Heranwachsenden der Rebell zutage - so auch bei Isabel Varell. "Ich galt als schwieriges, schwer erziehbares Kind", erzählt sie von einer Jugend, die ihr zwei Schulverweise einbrachte und sie sogar einmal vor den Kadi führte. Ihr Talent als Sängerin beweist sie früh und auch beim Auftritt in Lennep.

Mit einer schönen Stimme singt sie begleitet von Christian Heckelsmüller am Klavier poetische, von einer bildhaften Sprache geprägte Songs. Ihre Gesangskarriere bringt sie dann auch mit Drafi Deutscher zusammen, den sie nach einem halben Jahr Beziehung heiratete. "Ein Mann, der ohne Drogen wundervoll gewesen wäre", verweist sie auf den schwierigen Umgang, von der sie aber im Rahmen ihrer Lesung nicht viel erzählt. Was ihr Berufsleben angeht, spricht sie offen von Höhen und Tiefen. Die Palette ihres Bühnenlebens reichte von "Wetten dass" bis zum Auftritt vor "neun Leuten in einer Dorfdisco". Doch nicht nur ihre spannend geschilderten Lebensrückblicke fesseln das zumeist weibliche Publikum. Glaubhaft vermittelt sie ihr Credo: "Zufriedenheit kommt nicht immer von selbst. Man muss das Leben in Bewegung bringen - körperlich und geistig." Zustimmendes Kopfnicken und ein warmer Applaus für eine sympathische Künstlerin.

(RP)
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