Remscheid Jeanette Pröllers Instinkt für Notfälle

Remscheid · Die Krankenschwester hat Zivilcourage gezeigt. Die Wahl-Lennperin soll dafür heute in Köln-Kalk geehrt werden.

Remscheid: Jeanette Pröllers Instinkt für Notfälle
Foto: Hertgen, Nico (hn-)

Die Remscheider Krankenschwester hat sehr viel Mut bewiesen. Nicht, weil sie mit 17 Jahren die Koffer in ihrem Heimatdorf nahe der Schweizer Grenzen gepackt und der Liebe wegen ins Bergische Land gezogen ist, sondern, weil sie etwas getan hat, was heute nur sehr wenige Menschen zu tun scheinen, beobachtet die junge Frau: Einschreiten.

Ein paar Wochen später erhielt Jeanette Pröller einen Anruf von der Kriminalpolizei Köln-Kalk. "Da hatte ich natürlich erst mal einen Schreck", erzählt die 28-Jährige. Aber der Grund für den Anruf war ein glücklicher: Jeanette soll heute von der Kölner Polizei als Helferin geehrt werden. "Es ist schön, dass es so etwas gibt, und dass Helfen wertgeschätzt wird", freut sie sich. Aber die Ehrung zeige doch auch, dass Zivilcourage immer noch etwas Besonderes sei, was die junge Krankenpflegerin schade findet.

Es war ein Samstag Nachmittag vor wenigen Wochen, Jeanette war im Dienst, als sie die Schreie einer Frau nicht ignorierte, sondern sich einen Kollegen schnappte und so den Angreifer überwältigen konnte, der eine Kollegin aus dem Krankenhaus auf dem Weg zur Arbeit attackiert und ausgeraubt hatte. Jeanette Pröller arbeitet erst seit einem halben Jahr im städtischen Klinikum Leverkusen. Dass in dem angrenzenden Waldstück öfter etwas vorkomme, habe sie aber schnell erzählt bekommen. Die Pflegerin aus Remscheid fühlt sich in der Klinik trotzdem sehr wohl, denn sie liebt, was sie tut. Eigentlich wollte sie Medizin studieren, doch der Schulwechsel aus Baden-Württemberg ins Bergische Land war nicht so leicht, und so entschied sie sich nach der elften Klasse für eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin im Remscheider Sana Klinikum, wo sie nach ihrer Ausbildung noch einige Jahre blieb. Doch sie wollte Neues lernen, trennte sich von ihrer ersten Liebe, um vor allem eigenverantwortlich arbeiten können. Und sie wollte in die Notaufnahme. Jeanette Pröller ist tough, sie ist eifrig, sie ist positiv und sie lässt sich so schnell nicht aus der Ruhe bringen. Bei der Arbeit in der Notaufnahme könne sie sich verwirklichen, sagt sie. Sie brauche die Abwechslung, die Schnelligkeit und ein Stück weit auch das Abenteuer. Denn in der Notfallambulanz wisse man nie, woran man ist und genau diese Spurensuche sei es, die sie nicht nur spannend findet, sondern die sie auch fordere. Hier seien schnelle Entscheidungen gefragt; die Krankengeschichte der Patienten kenne man ja meistens nicht. Da gilt es, die Situation richtig einzuschätzen: Welcher Patient muss sofort behandelt werden, welcher kommt vielleicht nur mit einem Schnupfen in die Notaufnahme, um nicht lange beim Hausarzt warten zu müssen. Denn das komme in den vergangenen Jahren immer häufiger vor, erzählt sie. In der Notaufnahme hat Jeanette Pröller auch ihren derzeitigen Freund kennen gelernt; er ist Feuerwehrmann und fuhr deshalb öfter bei Jeanette mit dem Rettungswagen vor. "Ja, diese Kombination kommt öfter vor", scherzt die 28-jährige Pflegerin, die inzwischen auch glückliche Mutter eines kleinen Sohns ist.

Als Krankenschwester in der Notaufnahme sei sie sensibilisiert, wenn sie an einem Samstag Nachmittag Schreie höre. "Das ist mein Instinkt und es ist mein Beruf, Menschen zu helfen." Doch gewundert habe sie sich schon, dass keiner der Passanten oder Taxifahrer reagiert hätten. Durch ihre kühne Entscheidung und ihren Mut konnte sie den Täter bis zum Eintreffen der Polizei am Boden fixieren.

(RP)
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